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90 000 DM-Preis für Priv.-Doz. Dr. Reifenberger

Privatdozent Dr. Guido Reifenberger, Oberarzt am Institut für Neuropathologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. W. Wechsler), ist vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW mit dem Schäfersnolte-Gedächtnis-Stiftungspreis für Krebsforschung ausgezeichnet worden. Den mit 90 000 DM dotierten Preis erhielt Priv.-Doz. Reifenberger für seine wichtigen und grundlegenden Arbeiten zur Molekulargenetik und Molekularbiologie menschlicher Hirntumore.

Privatdozent Dr. Guido Reifenberger, Oberarzt am Institut für Neuropathologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (Direktor: Prof. Dr. W. Wechsler), ist vom Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW mit dem Schäfersnolte-Gedächtnis-Stiftungspreis für Krebsforschung ausgezeichnet worden. Den mit 90 000 DM dotierten Preis erhielt Priv.-Doz. Reifenberger für seine wichtigen und grundlegenden Arbeiten zur Molekulargenetik und Molekularbiologie menschlicher Hirntumore.

Es ist ein exotischer Name für eine häßliche Sache: Das Oligodendrogliom ist ein meistenteils bösartiger Gehirntumor, dessen Opfer auch nach operativer Entfernung der Geschwulst nur eine Chance von weniger als 30 Prozent haben, die nächsten zehn Jahre lebend zu überstehen. Dieser deprimierende Zustand läßt Priv.-Doz. Dr. Guido Reifenberger, Oberarzt am Institut für Neuropathologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und ebendort Leiter einer Arbeitsgruppe für "molekulare Neuro-Onkologie", keine Ruhe. "Es ist dringend notwendig, zusätzlich zu den etablierten Therapieformen, im wesentlichen also Operation und Strahlentherapie, neue und wirksamere therapeutische Ansätze zu finden." Und genau dafür will der gebürtige Westfale des Jahrgangs 1961 in den kommenden beiden Jahren die Grundlagen schaffen. Ausgangspunkt ist die in der jüngsten Vergangenheit allgemein etablierte Erkenntnis, daß im Fall der Oligodendrogliome wie anderer Krebsarten auch die Chromosomen in den Tumorzellkernen, also der Gencode, Veränderungen gegenüber gesunden Zellen aufweisen. Reifenberger konnte unter anderem durch eigene Vorarbeiten beweisen, daß über zwei Drittel aller Oligodendrogliome Verluste von genetischer Information auf dem kurzen Arm von Chromosom 1 und dem langen Arm von Chromosom 19 aufweisen. Für ihn folgt daraus, daß diese Veränderungen "Tumorsuppressorgene" betreffen, also solche Gene, die ein krankhaftes Zellwachstum verhindern. Nun möchte Reifenberger herausfinden, wo genau auf den Chromosomen diese bislang noch unbekannten Suppressoren sitzen. Um eine notwendige Voraussetzung für ihre Identifizierung zu schaffen, will er eine detaillierte "Deletionskartierung", also eine Kartierung der Verluste von Erbinformationen des Chromosoms, vornehmen. Außerdem sollen die Rolle eines bereits identifizierten Suppressors auf Chromosom 9p für den Bösartigkeitsgrad der Geschwulst geklärt und die Frage beantwortet werden, warum sich Oligodendrogliome stärker als andere Hirntumoren durch eine Chemotherapie beeinflussen lassen.

Das Projekt "Untersuchungen zur molekularen Gentik der Oligodendrogliome des Menschen" imponierte jedenfalls einer fächerübergreifenden Jury von Professoren und Professorinnen. Sie erkannte Reifenberger für sein Vorhaben den mit 100.000 DM dotierten Schäfersnolte-Gedächtnis-Preis zu, der in diesem Jahr zum zweiten Mal verliehen wird. Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Anke Brunn übergab ihm am Montag, 10. März, in der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf.

Die 1990 verstorbene Frau Hildegard Schäfersnolte ließ ihre gesamte Hinterlassenschaft in die Schäfersnolte-Gedächtnis-Stiftung fließen. Die Stiftung, in deren Vorstand auch das Ministerium für Wissenschaft und Forschung des Landes NRW vertreten ist, hat zwei Zwecke: die Förderung von Alten- und Pflegeheimen im Bereich Duisburg, und die Förderung der Krebsforschung. Aus den Zinserträgen werden jährlich rund 50 000 DM ausgeschüttet und abwechselnd für den einen und den anderen Zweck verausgabt. 1995 wurde die für die Förderung der Krebsforschung verfügbare Summe aus Mitteln des Wissenschaftsministeriums NRW auf 100 000 DM aufgestockt und der Preis erstmals im Rahmen des Bennigsen-Foerder-Verfahrens als Sonderpreis vergeben.

Reifenberger ist freilich bescheiden und begnügte sich mit 90 000 DM. Die werden in erster Linie zur Anschaffung von Geräten benötigt, die der Messung von Nukleinsäure-Konzentrationen in den Chromosomen dienen. Einen Erfolg seines Projekts läßt Reifenbergers bisherige akademische Karriere erwarten. So hatte seine Doktorarbeit den Preis der besten Dissertation des Jahres 1991 an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf erhalten. Ihr Thema ist die "Immunhistochemie der Tumoren des Nervensystems". In der Tat: Das "Böse im Kopf" hat Reifenberger, der sich davon in seiner Freizeit mit Tennis und Schifahren erholt, seit seinen Jahren als Student und Promotionsstipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes nicht mehr losgelassen. Von Hirntumoren handelten auch eine zweite Dissertation, die er 1996 am Karolinska-Institut in Stockholm ablieferte - im schwedischen Göteborg hatte er bereits als Gastwissenschaftler von 1992 bis 1994 gearbeitet -, und seine Habilitationsschrift von 1995. Im selben Jahr verlieh ihm die Heinrich-Heine-Universität Düässeldorf die Venia legendi für das Fach Neuropathologie.

Kategorie/n: Pressemeldungen
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