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Das neue Medikament FK-506
Durchbruch in der Therapie der Neurodermitis

Die renommierteste medizinische Zeitschrift der Welt, das amerikanische New England Journal of Medicine, meldet in ihrer heute erschienenen Ausgabe (18. September 1997) einen Durchbruch in der Behandlung der Neurodermitis. Das neue Medikament FK-506 (Tacrolimus) ist ein Immunsuppressivum, das bei der Neurodermitis auch bei äußerlicher Anwendung eine durchschlagende Wirkung zeigt. Die Substanz wurde in einer ersten großen internationalen Studie untersucht, an der 16 führende europäische Universitätskliniken in elf Ländern teilnahmen.

Die renommierteste medizinische Zeitschrift der Welt, das amerikanische New England Journal of Medicine, meldet in ihrer heute erschienenen Ausgabe (18. September 1997) einen Durchbruch in der Behandlung der Neurodermitis. Das neue Medikament FK-506 (Tacrolimus) ist ein Immunsuppressivum, das bei der Neurodermitis auch bei äußerlicher Anwendung eine durchschlagende Wirkung zeigt. Die Substanz wurde in einer ersten großen internationalen Studie untersucht, an der 16 führende europäische Universitätskliniken in elf Ländern teilnahmen.

Die Studie hat Prof. Dr. Thomas Ruzicka, Direktor der Hautklinik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, geleitet. Sein Arbeitsschwerpunkt ist seit Jahren die Behandlung des atopischen Ekzems.

Insgesamt wurden 215 Patienten über drei Wochen behandelt. Der Grad der Erkrankung besserte sich um etwa 85 Prozent bei Patienten, die die optimale Konzentration von Tacrolimus erhielten. Dagegen zeigte die Placebo-Behandlung lediglich eine Besserung von etwa zehn bis 20 Prozent. Die Wirkung trat extrem schnell ein: Bereits am dritten Behandlungstag zeigte sich unter Tacrolimus eine deutliche Zustandsbesserung. Bis auf ein geringes Brennen der Haut an den Stellen, wo Tacrolimus aufgetragen wurde, zeigte das Medikament keine Nebenwirkungen.

Häufigkeit des atopischen Ekzems

Das atopische Ekzem gehört zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hautkrankheiten. Nach heutigen Schätzungen leiden etwa zehn Prozent der Kinder und 0,5 bis ein Prozent der Erwachsenen darunter. Die Krankheit nimmt insbesondere in hochindustriealisierten Ländern drastisch zu: Alle zehn Jahre verdoppelt sich die Zahl der Erkrankten.

Das atopische Ekzem zeigt Züge einer Zivilisationskrankheit mit höchstem Vorkommen in hochentwickelten Industrieländern. Auffällig sind sozioökonomische Aspekte: Stadtbewohner erkranken häufiger als die ländliche Bevölkerung; in den Städten wiederum ist vor allem die höhere soziale Klasse betroffen. Die Häufigkeitszunahme wird durch verbesserte Lebensbedingungen und verminderte Infekthäufigkeit im Kindesalter erklärt. Das wenig beanspruchte Immunsystem wendet sich gegen harmlose Umweltfaktoren wie Hausstaubmilben, Tierhaare oder Pollen.

Klinisches Bild des atopischen Ekzems

Das atopische Ekzem ist eine chronisch-entzündliche Hautkrankheit, deren Kardinal-symptom quälender Juckreiz ist. Dieser kann wiederum zu schwerer psychischer Belastung und Schlaflosigkeit führen. Durch das Kratzen wird die Haut geschädigt, entzündet sich und kann durch Bakterien oder Viren infiziert werden. Die Krankheit beginnt häufig im Säuglingsalter und kann bei vielen Kindern bis zum vierten Lebensjahr abklingen. Dennoch sind auch viele junge Erwachsene und sogar ältere Menschen von der quälenden Hautkrankheit betroffen. Während bei Säuglingen vor allem der Kopf- und Gesichtsbereich befallen sind (Milchschorf), sind es bei Jugendlichen besonders die Gelenkbeugen. Pathophysiologische Aspekte

Das atopische Ekzem ist eine komplexe Erkrankung, an deren Entstehung verschiedene Faktoren beteiligt sind:

  • Wichtig sind genetische Faktoren, die Vererbung erfolgt gemeinsam mit den allergischen Erkrankungen Heuschnupfen und Asthma.
  • Immunologischen Faktoren kommt nach heutigem Erkenntnisstand eine besondere Bedeutung zu. Das Immunsystem richtet sich dabei gegen weitverbreitete Umweltallergene. Daher wird das atopische Ekzem als eine der wichtigsten Umweltkrankheiten angesehen. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung sind die Auslöser jedoch fast immer Naturstoffe wie Hausstaubmilben, Pollen, Schimmel-pilze oder Nahrungsmittelallergene.
  • Chemische Substanzen sind als Provokationsfaktoren ohne wesentliche Bedeutung. Weitere Provokationsfaktoren sind Infekte und häufig auch Streß.

    Therapie des atopischen Ekzems

    Die Therapie muß ein integriertes Konzept bieten, das in ganzheitlicher Weise der komplexen Entstehung der Krankheit gerecht wird. Neben der rein dermatologischen Behandlung der Hauterscheinungen muß eine allergologische Abklärung erfolgen, Provokationsfaktoren müssen eliminiert und psychische Faktoren berücksichtigt werden. Basis der äußerlichen Therapie sind Cortison-Präparate. Die sogenannten Glukokortikosteroide zeigen eine hervorragende Wirksamkeit und wurden seit ihrer Einführung in den 50er Jahren laufend verbessert. Bei Langzeitbehandlung und vor allem unsachgemäßer Anwendung zeigen sie Nebenwirkungen, vor denen in der Bevölkerung eine weitverbreitete, oft unbegründete Furcht herrscht. Die Akzeptanz ist somit gering. Seit der Einführung dieser Medikamentengruppe wurden trotz intensiver Forschung keine neuen entzündungshemmenden Medikamente entdeckt. Deshalb wird die Entwicklung des Tacrolimus in der Dermatologie als ein Durchbruch angesehen, und die Substanz bereits als das wichtigste Medikament für den Beginn des 21. Jahrhunderts gepriesen.

  • Autor/in: Bärbel Broer
    Kategorie/n: Pressemeldungen
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