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Historical Linguistics

Vom 10. bis zum 17.08.1997 wird an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die "XIII International Conference on Historical Linguists" stattfinden. Es handelt sich um die in zweijährigem Turnus stattfindende Tagung der International Society for Historical Linguistics, deren Präsident für 1995 - 1997 Prof. Dr. Dieter Stein vom Anglistischen Institut der Düsseldorfer Universität ist.

Vom 10. bis zum 17.08.1997 wird an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf die "XIII International Conference on Historical Linguists" stattfinden. Es handelt sich um die in zweijährigem Turnus stattfindende Tagung der International Society for Historical Linguistics, deren Präsident für 1995 - 1997 Prof. Dr. Dieter Stein vom Anglistischen Institut der Düsseldorfer Universität ist.

An der Tagung werden etwa 170 Vorträge gehalten werden; es wird insgesamt mit einer Teilnehmerzahl von deutlich über 200 gerechnet. Diese rekrutieren sich im wesentlichen mit etwa 90 Teilnehmern aus den USA und Kanada, ein größeres Kontigent kommt aus Ostasien. Der Rest verteilt sich auf Europa und Australien. Aus Deutschland selbst stammt nur ein relativ geringer Teil der Vortragsanmeldungen. Es handelt sich also um eine sehr internationale Tagung, für deren Ausrichtung gegen illustre Konkurrenz gekämpft werden mußte. Die vorhergehenden Tagungsorte waren Los Angeles (1993) und Manchester (1995); die auf Düsseldorf folgende Tagung wird 1999 in Vancouver stattfinden, für 2001 ist Australien im Gespräch.

"Historical" dürfte für die meisten Leser eher nach etwas sehr Altem, eher Indogermanistischem, in jedem Fall aber doch für die Gegenwart wenig Relevantem und eher Orchideenhaftem klingen. Diese Vorstellung von den Gegenständen dieser wissenschaftlichen Gesellschaft muß korrigiert werden. Innerhalb des wissenschaftssystematischen Gefüges in den Sprachwissenschaften verdankt sie ihre Existenz der Ausbreitung der strukturell - synchronen Sprachwissenschaft. Nachdem die Sprachwissenschaft sozusagen als historische geboren wurde, brachte die Nachkriegsentwicklung zunächst eine Dominanz des synchronen Ansatzes, die dann wiederum als zu einseitig empfunden wurde, insbesondere weil dieser Ansatz keine Erklärungsmöglichkeit für die offensichtliche Existenz von Fakten der historischen Sprachentwicklung bietet. Die Entstehung der International Society for Historical Linguistics ist damit auf dem Hintergrund einer spezifischen historischen Entwicklungsdialektik innerhalb der Sprachwissenschaft zu sehen. Diese Methodenkonkurrenz ist eine Folge des komplexen Gegenstandes der Sprachwissenschaft, der zwischen den Geisteswissenschaften, den Humanwissenschaften und den biologischen Naturwissenschaften angesiedelt ist.

Bei aller notwendigen Vielfalt der Ansätze innerhalb der Sprachwissenschaft - was vielleicht "das" hochschuldidaktische Kardinalproblem für die Lehre darstellt - läßt sich auf einer allgemeinsten Ebene die Erklärung von Sprachentwicklung als Erkenntnisziel der Tagung nennen. Sprachentwicklung bedeutet nun aber mehr als die Erklärung der Sprachentwicklung in Zeiträumen von zweitausend Jahren, vielmehr: sie schließt diese Dimension ein, geht aber insofern weit über sie hinaus, als sie auch auf die Erarbeitung von allgemeinen Prinzipien in sehr viel engeren Zeiträumen und effektiv auch innerhalb der Gegenwartssprachen zielt. Gerade darauf zielen einige der thematischen Schwerpunkte der Tagung, die etwa die Rolle von Medien bei der Sprachentwicklung (Geschriebene Sprache, Computer, Email) oder die Mechanismen der Veränderung als Veränderung von Normen unter folgenden Fragestellungen untersuchen und diskutieren: Wie wird der Fehler von einzelnen zur Gruppen- oder allgemeinen Norm, also zum Nicht-mehr-Fehler? Was sind die "Trendsetter"? Was sind die Anteile von sprachinternen und sprachexternen (etwa soziologischen) Faktoren bei der Sprachentwicklung in der Gegenwart und in der Vergangenheit? Eine solche breitangelegte Forschung verdeutlicht, daß das Erkenntnisziel nicht oder nur jedenfalls sekundär die breitangelegte Forschung verdeutlicht, daß das Erkenntnisziel nicht oder nur jedenfalls sekundär die Einzelsprache selbst ist, sondern die Entwicklung allgemeiner Entwicklungsprinzipien von Sprachen. Dem korrespondiert die Tatsache, daß sehr viele Sprachen sehr unterschiedlichen Typs in den Vorträgen untersucht werden.

Schließlich sei auch noch auf zwei Besonderheiten der Tagung hingewiesen. Eine der in mehreren Vorträgen schwerpunktmäßig untersuchten Sprachen ist das Yiddische, ein Schwerpunkt, der im Zusammenhang zu sehen ist mit der Neuschaffung eines Lehrstuhls für Yiddisch an der Heinrich-Heine-Universität (Prof. Dr. Marion Aptroot). Zum anderen ist es das erste Mal seit dem Fall des "Eisernen Vorhangs", daß es einer größeren Zahl von russischen Gastwissenschaftlern möglich ist, diese Tagung zu besuchen und damit ihren Beitrag einer internationalen Öffentlichkeit gegenüber zur Diskussion zu stellen.

Weitere Informationen im WEB unter:
www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/ICHL1997/
email: ICHL1997@phil-fak.uni-duesseldorf.de,
phone: (49)0211-81-12963,
fax: (49)0211-81-13026

Kategorie/n: Pressemeldungen
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