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Corona im Fokus: HHU-Expertise zur Pandemie
Musikszene in der Corona-Krise

Auf Initiative des Landesmusikrats hat der Bildungsforscher Prof. Dr. Heiner Barz in einer Online-Studie die Musikszene unter Corona Bedingungen analysiert. Erstes Ergebnis: In der Corona-Krise hat sich die ohnehin schwierige finanzielle Situation der freischaffenden Musikerinnen und Musiker und Musikpädagoginnen und -pädagogen noch einmal dramatisch verschärft. An der Studie nahmen ca. 200 Befragte der freien Musikszene teil.

Prof. Dr. Heiner Barz, Foto: privat

Die Ergebnisse zeigen, dass die Musiker und Musikpädagogen in NRW mit einem monatlichen Durchschnittseinkommen von 2.028 EUR aus der Sparte Musik oder 2.492 EUR, wenn man sonstige Einkünfte einbezieht, deutlich unter dem liegen, was das Statistische Bundesamt als deutsches Durchschnittseinkommen ausweist. Nämlich für 2020: 3.975 EUR. Die in der Studie festgestellten Einkommensunterschiede bestätigen den vielfach beschriebenen Gender Pay Gap. Bei den Einkünften aus dem Bereich Musik errechnete sich für die männlichen Befragten ein jährliches Durchschnittseinkommen von 28.180,44 EUR, für die weiblichen Befragten von 20.627,67 EUR – was einem Gap von ca. 25 Prozent entspricht.

„Die Studie zeigt, dass wirtschaftliche Situation und soziale Absicherung der freien Musiklehrer und Musiker alles andere als auskömmlich sind – auch schon vor Corona“, bilanziert Prof. Barz, der einen Forschungsschwerpunkt im Bereich Bildungsfinanzierung hat.

Die Folgen der Corona-Krise erleben viele Befragte als problematisch. Einkommensanteile von 70 Prozent, 80 Prozent oder gar 100 Prozent sind abrupt weggefallen. Als fast genauso dramatisch beschreiben viele die sozialen und psychischen Folgen. Die fehlenden realen Kontakte zu Kollegen, zu Schülerinnen und Schülern und überhaupt zu Mitmenschen führen zu sozialer Isolation. Das Wegbrechen vieler Aufträge und Auftritte können einige durch Verlagerung der Tätigkeitsfelder, meist hin zu mehr Unterricht, zumindest teilweise kompensieren. Den teilweise positiven Erfahrungen mit dem Online-Unterricht im Zuge der Corona-Maßnahmen stehen negative Aspekte gegenüber, die eine fast doppelt so große Gruppe berichtet.

Viele Befragte nennen auch positive Erfahrungen in der Corona-Krise: Insbesondere die Solidarität und die treue Unterstützung durch Auftraggeber oder Schüler werden hier genannt. Die Refinanzierungsmöglichkeiten durch staatliche Hilfsgelder werden von den Befragten skeptisch bewertet: 70 Prozent der Studienteilnehmer konnten dadurch nach eigener Einschätzung den wirtschaftlichen Schaden nicht oder nicht nennenswert kompensieren.

Angesichts der oft problematischen wirtschaftlichen Situation ist die Zufriedenheit mit dem gewählten Musik-Beruf überraschend hoch: Die überwiegende Mehrheit (71 Prozent) sagt, dass sie sich erneut dafür entscheiden würde. Die hohe Gesamtzufriedenheit resultiert offenbar vor allem aus einer hohen Befriedigung intrinsisch motivierter Bedürfnisse. So finden sich hohe, über 80 Prozent liegende Zufriedenheitswerte „im Hinblick auf Aspekte wie Sinn und Bedeutung“, während mit der Einkommenssituation nur ungefähr die Hälfte der Befragten zufrieden ist.

Weitere Informationen:

Download der Kurzfassung der Studie https://www.lmr-nrw.de/aktuell

Download des Ergebnisberichts der Studie  https://www.lmr-nrw.de/fileadmin/user_upload/Heiner_Barz_Projektbericht_zur_Situation_der_Musikszene_-_Landesmusikrat_04-2021.pdf

Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 wirft zahlreiche Fragen nicht nur zu den gesundheitlichen, sondern auch zu wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Folgen auf. Die Wissenschaft liefert hier entscheidende Fakten und Antworten. Viele Forscherinnen und Forscher der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) aus unterschiedlichen Disziplinen sind durch ihre Arbeit aktuell gefragte Gesprächspartner der Medien oder auch direkt in das Pandemie-Krisenmanagement eingebunden. Die HHU möchte ihre wissenschaftliche Expertise in die öffentliche Diskussion einbringen, um so zur Einordnung und Bewältigung der Corona-Krise beizutragen.

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Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen, Corona-Expertisen
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