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Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät verleiht 109 Doktortitel und prämiert beste Dissertation des Jahres 2015
Wasserstoffherstellung mit künstlichen Hydrogenasen

12.02.2016 – Algen bieten die Möglichkeit, den Energieträger Wasserstoff biotechnologisch herzustellen. Die Biophysikerin Dr. Agnieszka Adamska-Venkatesh hat in ihrer Doktorarbeit ein Enzym untersucht, welches die wesentliche Rolle bei dieser Wasserstoffproduktion spielt. Ihre Forschungsarbeit zeichnete die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf auf der Promotionsfeier als beste Dissertation des Jahres 2015 in der Mathematisch-Naturwissenschaft­lichen Fakultät aus.

Beste Dissertation in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät 2015: Auf der Promotionsfeier erhielt Biophysikerin Dr. Agnieszka Adamska-Venkatesh die Auszeichnung für ihre Forschungsarbeit zur Struktur und Funktion der [FeFe]-Hydrogenasen. Dekan Prof. Dr. Martin Mauve (rechts) sowie Doktorvater Prof. Dr. Wolfgang Lubitz (links) gartulierten. (Fotos: Steffen Köhler / HHU)

Wasserstoff gilt als umweltfreundlicher Energieträger der Zukunft. Er kann klimaneutral verbrannt werden oder in so genannten Brennstoffzellen direkt elektrischen Strom erzeugen. Wasserstoff ist insbesondere dann umweltfreundlich, wenn er mit erneuerbaren Energiequellen hergestellt wird. Allerdings kommt Wasserstoff in der Natur kaum frei, sondern nur in gebundener Form vor; beispielsweise im Wassermolekül (H2O), das aus zwei Teilen Wasserstoff (H) und einem Teil Sauerstoff (O) besteht.

Bei der Wasserstofferzeugung können Mikroalgen wie Chlamydomonas reinhardtii helfen. Diese Organismen leben im Wasser und sind in der Lage, durch Photosynthese Wasser mit Sonnenlicht in Protonen (H+), Elektronen, und Sauerstoff (O2) zu spalten. Weiterhin verfügt diese Alge über die sogenannte [FeFe]-Hydrogenase. Dieses Enzym kann im Zuge der Photosynthese freigesetzte Protonen mit Elektronen zu Wasserstoffmolekülen (H2) zusammensetzen.  

Agnieszka Adamska-Venkatesh hat in ihrer Doktorarbeit im Fach Chemie am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in der Abteilung Biophysikalische Chemie (Prof. Dr. Wolfgang Lubitz) die Struktur und Funktion der [FeFe]-Hydrogenasen näher untersucht. Es ging ihr vor allem darum, die Vorgänge im aktiven Zentrum des Enzyms bei der Katalyse zu verstehen. Im Zuge dieser Arbeiten ist es ihr gelungen, das aktive Zentrum des Enzyms durch ein einzigartiges Verfahren zu modifizieren, welches in Zusammenarbeit  mit Kooperationspartnern aus Frankreich und Deutschland entwickelt wurde. Untersuchungen an den auf diese Weise entstandenen „künstlichen“ Hydrogenasen klärten wichtige Fragestellungen im Hinblick auf den Aufbau und die Funktion dieses Enzyms.

Agnieszka Adamska-Venkatesh setzte bei ihren Forschungen verschiedene komplexe spektroskopische und elektrochemische Verfahren ein. Ihre Forschungsergebnisse, die in sechs Publikationen hochrangig veröffentlicht wurden, sind dem Fachbereich Chemie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf als Promotionsarbeit vorgelegt worden. Für ihre mit „summa cum laude“ ausgezeichnete Doktorarbeit „Spectroscopic investigations of [FeFe] hydrogenases and related model-systems“ erhielt sie heute die Auszeichnung „Beste Dissertation in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät 2015“.

109 Promotionen seit letzter Promotionsfeier

Am 12. Februar 2016 erhielten 62 Nachwuchswissenschaftlerinnen und 47 Nachwuchswissenschaftler im Rahmen der Promotionsfeier der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät ihren Doktortitel. Das größte Kontingent stellten die Biologen (40), gefolgt von den Chemikern (28), Physikern (15), Pharmazeuten (10), Psychologen (9), sowie sieben Informatikern. Der Kreis der Promovierten ist international: Sie kommen aus Deutschland, Vietnam, Iran, Polen, Libanon, China, Ukraine, Italien, Thailand, Indien, Tunesien, Indonesien, Portugal, Jordanien, Russland, Kasachstan, Kolumbien, Spanien und Bulgarien.

Der neue Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, Prof. Dr. Martin Mauve, übergab die Promotionsurkunden an die neuen Doctores. In seiner Ansprache betonte er insbesondere das internationale Umfeld, in dem an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf geforscht wird: „Heute werden Nachwuchswissenschaftler aus 19 Ländern promoviert. Für sie ist Internationalität eine alltäglich gelebte Praxis. Die Wissenschaft ist das Paradebeispiel, wie Menschen mit den unterschiedlichsten kulturellen Hintergründen erfolgreich zusammenarbeiten können, ein gemeinsames Ziel vor Augen.“

Bei der Promotionsfeier wurden traditionell wieder die schönsten und kreativsten Doktorhüte und Doktorwagen gekürt.

Dr. Agnieszka Adamska-Venkatesh

Agnieszka Adamska-Venkatesh, geboren im Jahr 1986 in Żnin/Polen, studierte Biophysik an der Jagiellonen-Universität in Krakau (Masterabschluss 2010). Im Oktober 2010 nahm sie ein Promotionsstudium am Max-Planck-Institut für Chemische Energiekonversion in Mülheim an der Ruhr auf (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Wolfgang Lubitz). Im Jahr 2015 wurde sie an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf promoviert. Zweitgutachter an der Universität Düsseldorf war Prof. Dr. Rainer Weinkauf, Leiter der Arbeitsgruppe Lasermassenspektroskopie am Institut für Physikalische Chemie. Nach ihrer Promotion setzte sie die Arbeit am Max-Planck-Institut als Postdoc fort.

Während ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit veröffentlichte Agnieszka Adamska-Venkatesh bereits zahlreiche Publikationen in teilweise sehr renommierten Magazinen wie Nature, Journal of the American Chemical Society oder Angewandte Chemie. Sie trug außerdem bei verschiedenen internationalen Konferenzen vor. Darüber hinaus wurde sie dazu ausgewählt, am Nobelpreisträgertreffen 2014 in Lindau teilzunehmen – eine besondere Auszeichnung für junge Nachwuchswissenschaftler.

Autor/in: Arne Claussen / C.G.
Kategorie/n: Newsticker, Pressemeldungen

Wie in jedem Jahr wurden zudem fantasievoll gestaltete Doktorhüte und „Doktorwagen“ prämiert.

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