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Düsseldorfer Wissenschaftler forschen gemeinsam mit ghanaischen Kollegen
Restitutionsdebatten verstehen

Nicht ein konkreter Restitutionsfall, sondern eine wissenschaftliche Analyse von Restitutionsprozessen selbst stand im Mittelpunkt der Forschungen von zwei Wissenschaftler der Heinrich-Heine-Universität an der University of Ghana in Accra im vergangenen Jahr. Denn bei Restitutionsprozessen sind höchst unterschiedliche Interessen im Spiel. Dies zeigt auch ein interaktiver Film, den der Medienkulturwissenschaftler Jun.-Prof. Dr. Martin Doll während des Forschungsaufenthalts gedreht hat.

Jun.-Prof. Dr. Martin Doll hat einen interaktiven Film gedreht.

Ein Team von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Deutschland, Ghana und Togo arbeitete vier Monate lang am Merian Institute for Advanced Studies, kofinanziert von der University of Ghana und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF). Dabei ging es dem Forscherteam nicht nur um den konkreten Restitutionsfall von rund 15 geraubten königlichen Insignien aus Kpando, die derzeit im Ethnologischen Museum in Berlin gelagert sind, sondern vielmehr um die Vielschichtigkeit von Rückgabeprozesse als solchen. „Schon beim gemeinsamen Antrag mit meiner Kollegin Dr. Aba Eyifa-Dzidzienyo war es uns wichtig, ein möglichst breites Bild der Restitutionsdebatte zu zeichnen“, so Projektleiterin Prof. Dr. Stefanie Michels.

Um die daran beteiligten Interessengruppen mit ihren je eigenen Perspektiven sichtbar zu machen, haben sich die Wissenschaftler mit Akteurinnen und Akteuren auf der lokalen, nationalen und internationalen Ebene in Deutschland und Ghana ausgetauscht. Ein zentraler Bestandteil der Forschungen war ein offizieller Besuch beim Ältestenrat in Kpando in der Voltaregion, die bis zum Ersten Weltkrieg Teil der deutschen Kolonie Togo war.

Der Medienkulturwissenschaftler Jun.-Prof. Dr. Martin Doll hat über dieses Thema zugleich wissenschaftlich und audio-visuell gearbeitet, und zwar in Form eines interaktiven Dokumentarfilms. "In einem solchen Film lässt sich die Art und Weise, wie über das Thema gesprochen wird, besser wiedergeben. Und die vielen unterschiedlichen Ziele und Wünsche der Interessengruppen können gleichberechtigt nebeneinander stehen bleiben", so Martin Doll.

Der Film läuft deshalb nicht linear ab, sondern wird von den Zuschauern durch die Auswahl bestimmter Themen immer wieder neu zusammengesetzt. So bilden sie eigene Schwerpunkte. „Ein linearer Film würde den Zuschauern eher vermitteln, dass es bei Restitutionsprozessen eine letztgültige Position gäbe. Und das ist hier definitiv nicht angemessen“, so Doll.

Der englischsprachige Film und weitergehende Informationen über das Filmprojekt sind unter http://thinking-about-restitution.info/ abrufbar.

Informationen zum Forschungsprojekt auf der offiziellen Webseite des MIASA https://www.ug.edu.gh/mias-africa/interdisciplinary-fellow-group-4rs-africa-reality-or-transcultural-aphasia-ifg-5

Porträt des Forschungsprojekts mit O-Tönen von Michels und Doll im Blogbeitrag auf: https://p-r-ogress.de/2022/08/restitutiosnfall-akpini-royal-regalia/

Einige Beobachtungen zur politischen Wirkung der Restitutionsdebatte von Stefanie Michels finden sich hier: https://www.soziopolis.de/von-einem-tsunami-einer-niedergerissenen-mauer-und-einem-bumerang.html

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Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen
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