Hans Boldt, der erste Inhaber des Lehrstuhls für Politikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf ist am 11. Mai 2024 hochbetagt gestorben. Boldt war von 1983-1996 Lehrstuhlinhaber für Politikwissenschaft an der HHU. Er ist am 5. Dezember 1930 Uhr in Breslau geboren und hatte eine rechte zerrissene Kindheit und Jugend, typisch für diese Generation. Seine Eltern gingen mit ihm 1936 nach Berlin, und als Berlin 1943 evakuiert wurde, gingen sie nach Wrechen in Posen und schließlich flüchteten sie 1945 nach Eberswalde und kamen nach Kriegsende nach Norddeutschland, wo Boldt das humanistische Gymnasium in Herford besuchte und in Marburg ein Jurastudium begann. Er setzte sein Studium in Heidelberg fort und legte dort seine Examen ab. Er wurde 1965 promoviert und habilitierte sich 1971 an der Universität Mannheim in Jura.
1984 übernahm er den ersten Lehrstuhl für Politikwissenschaft an der Heinrich-Heine- Universität Düsseldorf, die damals noch einfach Universität Düsseldorf hieß, für Politische Wissenschaft und Staatsrecht. Er baute nicht nur das Fach Politikwissenschaft an der Philosophischen Fakultät auf und aus, sondern hatte auch eine wesentliche Rolle bei der Etablierung einer neuen Juristischen Fakultät der Universität Düsseldorf. Hans Boldt unterstützte als Rechtswissenschaftler auch die Gründung einer eigenständigen Juristischen Fakultät an der Universität Düsseldorf. Dabei steuerte er seine Expertise im Öffentlichen Recht bei und wirkte im ersten Fakultätsrat mit.
Sein Leib- und Magenthema war die Verfassungsgeschichte. Boldt hat wichtige Kompendien über die deutsche Verfassungsgeschichte publiziert, in oft aufgelegten Taschenbüchern, aber auch in großen gebundenen Publikationen. Daneben hatte er sich auch mit der Verfassungsgeschichte von Nordrhein-Westfalen befasst. Er hat als Mitherausgeber ein beeindruckendes Kompendium veröffentlicht zur Erhaltung und Fortentwicklung der bundesstaatlichen Ordnung innerhalb der Bundesrepublik Deutschland und in einem Vereinten Europa von 1990. Auch sein Band herausgegeben mit Hüttenberger und Molitor 1988 „Der Rhein: Mythos und Realität eines europäischen Stromes“ zeigen seine Verwurzelung in der rheinischen Geschichte.
Seine letzten Jahre hat er in der Heimat seiner Frau in Baden verbracht. Er lebte in Müllheim und fand Aufnahme im Katharinenstift in Freiburg, wo er am 11. Mai starb.
Für die Heinrich-Heine-Universität ist Hans Boldt eine prägende Person gewesen, da er nicht nur die Politikwissenschaft als Fach etabliert hatte, sondern auch wesentlich zur Gründung einer juristischen Fakultät beigetragen hat. Der Verfasser dieses Nachrufes ist sein Nachfolger auf dem Lehrstuhl. Und ich bin ihm dankbar, dass er mir freie Hand für eine Neupositionierung der Politikwissenschaft an der Fakultät gelassen hat.
Die Universität wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
Ulrich von Alemann