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News Article

Marie Skłodowska-Curie Individual Fellowships 2020
Vier internationale Nachwuchswissenschaftler kommen an die HHU

In einem hochkompetitiven Verfahren vergibt die Europäische Kommission sogenannte „Individual Fellowships“ an internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) war bei der 2020er-Ausschreibung sehr erfolgreich: drei Forscherinnen und ein Forscher werden für 24 Monate in einer Arbeitsgruppe in Düsseldorf arbeiten.

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(v.l.) Dr. Antonella Pomè, Dr. Manuel Miras Marin, Dr. Sylvie Duval, Dr. Vicky Howe (Fotos: privat/Steffen Köhler)

Drei der neuen Fellows sind in den Naturwissenschaften angesiedelt, eine in den Geschichtswissenschaften:

  • Die Französin Dr. Sylvie Duval, die in Norditalien forscht und lehrt, plant ein Projekt am Institut für Geschichtswissenschaften in der Abteilung Mittelalterliche Geschichte bei Prof. Dr. Eva Schlotheuber. Sie untersucht in ihrer Arbeit die Alphabetisierung und die Lernpraktiken von Frauen im Spätmittelalter (1350-1500).
  • Dr. Vicky Howe aus Australien wird von Prof. Dr. Rüdiger Simon am Institut für Entwicklungsgenetik betreut. In ihrem Projekt konzentriert sie sich auf bestimmte Rezeptorproteine, die sich auf die Physiologie und Produktivität von Pflanzen auswirken können.
  • Der Spanier Dr. Manuel Miras Marin wird am Institut für Molekulare Physiologie mit dem Team von Prof. Dr. Wolf B. Frommer molekulare Mechanismen aufklären, die Pflanzenviren nutzen, um sich über Zell-zu-Zell-Verbindungen zu verbreiten.
  • Dr. Antonella Pomè aus Italien wird am Institut für Experimentelle Psychologie in der Arbeitsgruppe Wahrnehmungspsychologie forschen. Zusammen mit Betreuer Prof. Dr. Eckart Zimmermann wird sie im Kontext Autismus-Spektrum-Störung die Entwicklung von normalen und pathologischen Augenbewegungen untersuchen und dafür einen neuen theoretischen Rahmen bereitstellen.

Prof. Dr. Stefan Marschall, Prorektor für Internationales und Wissenschaftskommunikation der HHU, betont die Bedeutung der Marie-Curie-Fellowships: „Über dieses Programm kommen hochqualifizierte und motivierte junge Forschende an unsere Universität. Dies ist ein Gewinn für beide Seiten: Die HHU knüpft ihre internationalen Netzwerke weiter, die Wissenschaftler*innen können mit renommierten HHU-Forschenden und der guten Düsseldorfer Infrastruktur an innovativen Projekten arbeiten.“ Die HHU hat ihre Institute gut auf den Wettbewerb vorbereitet und die „HHU-Marie Curie Masterclass“ angeboten, an der auch alle diesjährigen Fellows teilnahmen. „Für die kommende Ausschreibung werden wir dieses Erfolgsmodell wiederholen“, ergänzt Prof. Marschall.

Die Fellows und ihre Projekte

Sylvie Duval, geboren 1981 in Lyon in Frankreich wurde 2012 als Cotutelle an der Université Lumière Lyon 2 und der Università degli Studi di Firenze (Italien) mit einer Arbeit über Dominikanerinnen in Noritalien in der Zeit der Reformbewegung bei Prof. Nicole Bériou und Prof. Gabriella Zarri promoviert. Nach der Mitarbeit in dem Forschungsprojekt „Femmes, religion et société en Europe“ von 2016 bis 2019 wurde sie 2018 Außerordentliche Professorin für mittelalterliche Kirchengeschichte an der Universität Fribourg (Schweiz) und 2020 Außerordentliche Professorin für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Padua (Italien).

In ihrem Marie-Curie-Projekt untersucht Sylvie Duval die literarische Bildung und pragmatische Schriftlichkeit von Frauen im Spätmittelalter, die moderne Historiker lange als Ausnahmen betrachteten. Sie definierten die mittelalterliche Alphabetisierung beinahe ausschließlich männliche Domäne. Erst in den letzten Jahren haben sich der literarische Beitrag der Frauen und ihre kulturelle Rolle in der Gesellschaft zu einem dynamischen Forschungsthema entwickelt. Sylvie Duval wird die von Frauen verwendeten Schriften, die Buchführungstechniken, die Sprache, die Art und den Zweck der Dokumente für den Zeitraum 1350-1500 untersuchen.

Vicky Howe, geboren 1990 in Gosford in Australien, studierte Biochemie an der University of New South Wales in Sydney. Sie promovierte dort im Jahr 2018 zu Proteinen, die an der Cholesterinsynthese im Menschen beteiligt sind. Seit 2020 arbeitet sie als Postdoc in der Arbeitsgruppe von Prof. Simon und untersucht dort die Zusammensetzung, Funktion und Lokalisierung bestimmter Membranproteinkomplexen.

In ihrem Marie-Curie-Projekt konzentriert sich Vicky Howe auf eine Gruppe von Rezeptorproteinen. Die so genannten rezeptorähnlichen Kinasen befinden sich an der Plasmamembran von Pflanzenzellen und fungieren dort als Signalintegratoren: Sie empfangen Nachrichten von außerhalb der Zelle – von benachbarten Zellen oder sogar von anderen Teilen der Pflanze – und leiten diese Nachrichten an nachgeschaltete Effektoren weiter. Dies ermöglicht es der Pflanze, auf Aspekte wie Nährstoffverfügbarkeit, Insekten- oder Pathogenbefall und Umweltreize zu reagieren, indem sie ihr Wachstum und ihre Physiologie entsprechend anpasst. Die Proteine scheinen sich an speziellen Kanälen zu sammeln, die die Bewegung von Nährstoffen und Signalmolekülen zwischen Pflanzenzellen erleichtern: den Plasmodesmata. Dr. Howe will die Rolle der rezeptorähnlichen Kinasen bei der Funktionskontrolle von Plasmodesmata bestimmen. Dies kann sich erheblich auf das Verständnis der Pflanzenphysiologie auswirken und letztendlich wichtige Informationen zum Einfluss auf die Produktivität der Pflanzen geben.

Manuel Miras Marin, geboren 1985 in Murcia in Spanien, studierte Agrarwissenschaften und Agraringenieurwesen an der Miguel Hernandez University in Elche in der Provinz Alicante. Nach der Promotion arbeitete er zunächst beim Spanischen Forschungsrat (CEBAS-CSIC) zum Verständnis molekularer Mechanismen bei der Übertragung viralen Erbgutes. Im Oktober 2019 wechselte er zur HHU in die Arbeitsgruppe von Prof. Frommer als Leiter des „Synergy SYMPORE“-Projekts.

Ziel von Dr. Miras‘ Düsseldorfer PDgate-Projekt ist es, die molekularen Mechanismen aufzuklären, die Pflanzenviren nutzen, um sich über die sogenannten Plasmodesmata auszubreiten, die Verbindungen zwischen den Pflanzenzellen. Damit sollen Ansätze für die Entwicklung verbesserter Nutzpflanzen identifiziert werden, die besser gegen Pflanzenviren geschützt sind. Mit einer solch neuen Generation resistenter Nutzpflanzen kann auch der Pestizideinsatz reduziert und die Verbreitung von Viren durch den globalen Handel minimiert werden.

Antonella Pomè, geboren 1991 in Vito equense in Italien, studierte Psychologie an der Universität von Florenz mit Schwerpunkt Neuropsychologie. Während ihrer Promotionszeit forschte sie u.a. an der John Hopkins University in Baltimore (USA); 2021 promovierte sie in Florenz in Neurowissenschaften. Im Anschluss arbeitete sie unter anderen zur visuellen Wahrnehmung während Augenbewegungen, Zahlenwahrnehmung und visuellen Aufmerksamkeit. Neben ihrer Publikations- und Lehrtätigkeit gründete Dr. Pomè den Podcast „500womenScientists“, der sich für die Einbeziehung von Frauen in die Wissenschaft einsetzt.

In ihrem Projekt an der HHU wird sich die Marie-Curie-Fellow mit Aspekten des Autismus auf die visuelle Wahrnehmung befassen. Stimuli in der Umgebung zu lokalisieren ist unverzichtbar für beinahe alle motorischen, perzeptiven und kognitiven Aufgaben. Das Gehirn ist andauernd konfrontiert mit einer Fülle von sensorischen Informationen, die effektiv verarbeitet werden müssen, um angemessene Reaktionen zu ermöglichen. Diese Verarbeitung wird effizienter, indem eintreffende sensorische Informationen basierend auf vorangegangenen Erfahrungen vorhergesagt werden. Dieser Prozess ist besonders bei Personen beeinträchtigt, die vom Autismus Spektrum Störung (ASD) betroffen sind. Pomè will einen theoretischen Rahmen zur Vorhersage des visuellen Verhaltens bei normalen und pathologischen Augenbewegungen entwickeln. Damit will sie Verbindung knüpfen zwischen frühen visuellen Verhaltensänderungen bei Kindern und anschließenden sozio-kommunikativen Schwierigkeiten und Verhaltensstereotypen im Erwachsenenalter.

Marie Skłodowska-Curie Programm

Die Marie Skłodowska-Curie Individual Fellowships sind Teil des Exzellenzprogramms der Europäischen Kommission im Forschungsrahmenprogramm „Horizon 2020“. Das mit insgesamt 328 Millionen Euro ausgestattete Programm ermöglicht es Nachwuchsforscherinnen und -forschern, an Projekten an einer Hochschule im Ausland zu arbeiten, während sie sich gleichzeitig fortbilden und ihre Fähigkeiten verbessern können, um ihre Karriere voranzutreiben.

Die Fellowships werden kompetitiv vergeben: Von den EU-weit 11.573 eingereichten Anträgen in der 2020er Ausschreibungsrunde wurden lediglich 14 Prozent bewilligt. Das Programm richtet sich an promovierte Nachwuchswissenschaftler. Ein Antrag wird gemeinsam vom Fellow und der gastgebenden Hochschule gestellt.

Jeder Fellow wird mit rund 170.000 Euro gefördert. Enthalten ist die Finanzierung der Personalstelle und ein Betrag für Forschungsausgaben, für Mobilität und wissenschaftliche Weiterbildungsangebote . Die Abteilung D 4.1 Forschungsmanagement und Transfer organisiert die Marie Skłodowska-Curie Masterclass, weitere Informationen unter https://www.forschung.uni-duesseldorf.de/forschungsfoerderung-und-services/antragsberatung.

Weitere Informationen:

Seiten der Europäischen Kommission:
https://ec.europa.eu/research/mariecurieactions/if-grant-recipients-2020_en

 

 

 

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Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen
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