Aufgrund der Coronalage konnten im vergangenen Jahr die traditionell von der GFFU und ihren Stiftungen vergebenen Preise nicht verliehen werden. Aus diesem Grunde wurden gestern insgesamt sechs Preisträgerinnen und -träger aus der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen, Medizinischen und Philosophischen Fakultät geehrt.
Mit dem „Preis der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf“ werden hervorragende Habilitationsschriften gewürdigt.
Den Preis für das Jahr 2019 erhielten zu gleichen Teilen PD Dr. Sonja Klein und PD Dr. Stephan Trinkaus von der Philosophischen Fakultät.
Sonja Klein, geboren 1974, studierte Germanistik, Anglistik und Pädagogik in Düsseldorf und London und ist derzeit Akademische Rätin a. Z. am Institut für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft der HHU. Ihre Habilitationsschrift fokussiert den Körper in Goethes Werk und zeigt, dass dieser von den frühesten bis zu den letzten Arbeiten ein konstantes ästhetisches Motiv bildet. Anhand von Einzelstudien werden unterschiedliche Körperkonzeptionen beleuchtet, die am Ende jedoch alle zu Goethes vielleicht wichtigstem (Lebens-)Anliegen führen und zugleich in unserer durch ökologische Fragen bestimmten Gegenwart eine noch einmal gesteigerte Aktualität entwickeln: Die um 1800 entstehende Kluft zwischen dem Menschen und einer zum wissenschaftlichen Objekt gewordenen und damit (vermeintlich) beherrschbaren Natur zu überbrücken und vor den zerstörerischen Konsequenzen eines solchen Naturverständnisses zu warnen.
Stephan Trinkaus arbeitet derzeit in der Geschlechtersoziologie der Universität Potsdam. Nach dem Studium der Literaturwissenschaft und Politischen Wissenschaft hat er 2005 an der HHU promoviert und danach am Institut für Medien- und Kulturwissenschaft gearbeitet, wo er sich 2017 habilitiert hat. In seiner nun ausgezeichneten Habilitationsschrift „Prekäre Gemeinschaft – Zu einer diffraktiven Theorie des Haltens“ untersucht er die kulturellen, medialen, sozialen Implikationen der Figur eines Haltens des Haltlosen durch das Haltlose. Banale Praktiken wie Alltägliches, Spielen, Fernsehen versteht er als haltende Ökologien, in denen auch der menschlichen Unintegrierbarkeit stattgegeben wird.
Mit dem Preis für das Jahr 2020 wurde PD Dr. Matthias Köhne vom Mathematischen Institut der HHU für seine Habilitationsschrift „Free and Dynamic Boundary Value Problems for Incompressible Newtonian Flows“ ausgezeichnet. Matthias Köhne (geb. 1980) studierte Mathematik und Informatik in Paderborn, promovierte 2011 in Mathematik an der Universität Darmstadt und habilitierte 2020 an der HHU. In seiner nun prämierten Habilitationsschrift befasst er sich mit sogenannten partiellen Differentialgleichungen, die turbulente Strömungen mathematisch beschreiben. Seine systematische Untersuchung von Zweiphasenströmungen mit Oberflächenspannung stellt einen bemerkenswerten Fortschritt in der mathematischen Strömungsmechanik dar. Köhnes Ergebnisse sind mittlerweile in die Standardliteratur eingegangen.
Der „Reinhard-Heynen-und Emmi-Heynen-Preis“ wird für herausragende Leistungen oder Arbeiten von Wissenschaftlerinnen oder Wissenschaftlern an der HHU verliehen. Den Preis für das Jahr 2020 erhielt der 45-jährige Evolutionsbiologe Prof. Dr. Sven Gould. Er studierte Biologie in Marburg und kam nach einer Postdoc-Zeit in Melbourne 2010 an die HHU, wo er seitdem am Institut für Molekulare Evolution forscht. Gould interessieren die Vorgänge, mit welcher die Evolution signifikante Schritte in Richtung Komplexität macht. Vor allem möchte er wissen, warum sich im Laufe der Evolution die zellulären Organellen so entwickelten, wie wir sie in heutigen Lebewesen vorfinden – und wie viel von ihren bakteriellen Vorfahren heute noch in uns steckt. Aktuell konzentriert er sich darauf, wie die Pflanzen vor etwa 500 Millionen Jahren das Land eroberten.
Mit dem mit 10.000 Euro dotierten „Forschungspreis der Dr.-Günther- und Imme-Wille-Stiftung“ werden jährlich hervorragende Forschungsleistungen auf dem Gebiet der klinischen, experimentellen und translationalen Medizin von Nachwuchswissenschaftlern der HHU ausgezeichnet.
Dr. Margaretha A. Skowron (geb. 1988) vom Urologischen Forschungslabor der Klinik für Urologie des Universitätsklinikums Düsseldorf, (UKD) ist die Preisträgerin des Preises 2020. Die Biomedizinerin studierte und promovierte an der Universität Maastricht. Sie ist seit Oktober 2013 Wissenschaftliche Mitarbeiterin der Klinik für Urologie des UKD. Skowron und Autorenteam berichten im „British Journal of Cancer“ über den Einsatz zweier Medikamente, die eine mögliche Behandlungsoption für therapie-resistente Keimzelltumore darstellen. Alternative Behandlungsmöglichkeiten sind dringend erforderlich. In einer Studie wurden nun zwei in den USA für die Behandlung von Brustkrebs zugelassene Medikamente untersucht (Cyclin Dependent Kinase-Inhibitoren). Die publizierte Studie ergab eine hohe Wirkung auf die Keimzelltumore, während gesunde Zellen deutlich weniger stark beeinträchtigt wurden. Auch die molekularen Wirkmechanismen beider Inhibitoren in den Keimzelltumoren wurden detailliert charakterisiert. Der Einsatz dieser Medikamente stellt eine weitere mögliche Behandlungsoption für therapie-resistente Keimzelltumore dar.
Den Preis 2021 erhielt Dr. Gizem Inak-Girrbach von der Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie am UKD zum Thema: „Defective metabolic programming impairs early neuronal morphogenesis in neural cultures and an organoid model of Leigh syndrome”. Dr. Inak-Girrbach ist Biochemikern (FU Berlin). Sie arbeitete 2019 am Universitätsklinikum Düsseldorf zum Leigh-Syndrom, einer der schwersten erblichen neurologischen Erkrankungen bei Kindern. Heute ist sie als Wissenschaftlerin bei der Nuvisan GmbH – Innovation Campus Berlin tätig. Die Arbeit entstand in Zusammenarbeit mit der AG Prigione an der Düsseldorfer Kinderklinik. Sie zeigt, dass Modellsysteme aus Stammzellen (induzierte pluripotente Stammzellen) von Patienten den Weg zu einem besseren Verständnis des pathologischen Mechanismus des seltenen Leigh-Syndroms für diese seltene Krankheit mit hohem therapeutischem Bedarf eröffnen.
GFFU-Präsident Eduard H. Dörrenberg gratulierte allen Geehrten zu ihren besonderen Forschungsleistungen, die beispielhaft für die HHU sind. Des Weiteren berichtete er im Rahmen der Jahresveranstaltung von der umfangreichen Fördertätigkeit der Freundesgesellschaft. Bei einem Vereins- und Stiftungsvermögen von insgesamt rund 47 Millionen Euro (Ende 2020) konnten von der GFFU und den von ihr verwalteten 24 Stiftungen im Jahr 2020 insgesamt 2,8 Millionen Euro an Forschende und Lehrende der HHU ausgeschüttet werden.
Dörrenberg begrüßte darüber hinaus den HHU-Biochemiker Prof. Dr. Lutz Schmitt als neues Vorstandsmitglied, der die Position des scheidenden Vorstandsmitglieds Prof.em. Dr. Karl-Heinz Spatschek einnimmt.