Wo entstanden die allerersten Lebensformen? Die Arbeitsgruppe am HHU-Institut für Molekulare Evolution um Prof. Dr. William Martin ist davon überzeugt, dass dies vor mehr als 3,5 Milliarden Jahren an unterseeischen Hydrothermalquellen geschah. Dort fanden die ersten Schritte von unbelebter zu belebter Materie statt, und das erste Leben nutze maßgeblich die chemischen Prozesse, die in der Umgebung vorherrschten. Auf die Parallelen zwischen der Geochemie in der Erdkruste und der Chemie des Lebens konzentriert sich Dr. Martina Preiners Forschungsarbeit.
Eine der zentralen Eigenschaften des Lebens ist es, Energie der Umwelt zu nutzen und damit chemische Reaktionen anzutreiben. Hieraus entstehen die Moleküle, die wiederum als Bausteine für die Zellen dienen oder die die Prozesse des Lebens steuern. Ein entscheidendes Moment dabei sind Katalysatoren, die chemische Reaktionen beschleunigen.
Molekularer Wasserstoff (H2), der an den Hydrothermalquellen aus Wasser und Gestein entsteht, ist ein überaus wichtiges Molekül im Zusammenhang mit der Entstehung des Lebens: Er ist eine Energiequelle sowohl für geo- wie auch biochemische Prozesse. Kohlendioxid (CO2) wiederum liefert den Kohlenstoff, aus dem organische Strukturen entstehen. In ihrer Promotionsarbeit zeigte Martina Preiner, dass diese beiden Moleküle zur Brenztraubensäure (Pyruvat) reagieren. Dieses Zielmolekül bildet die Grundlage für den Kohlenstoff- und Energiestoffwechsel einfacher Einzeller. Mineralien, die in den Hydrothermalquellen vorkommen, spielen dabei eine wichtige Rolle als Katalysator der chemischen Reaktionen.
Dr. Preiner: „Zusammen mit Kooperationspartnern in Frankreich, Japan und Deutschland konnte ich damit die Brücke zwischen der nicht-biologischen Fixierung von Kohlendioxid und den Urprozessen des Lebens schlagen. Für alles Leben ist die CO2-Fixierung ein entscheidendes Element.“
Zur Person
Martina Preiner, geboren 1985 in Burghausen, studierte Chemie an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (Master 2009). Anschließend arbeitete sie als freie Wissenschaftsjournalistin unter anderem für den Deutschlandfunk, Spektrum der Wissenschaft und Quarks&Co. 2016 begann sie ein Promotionsstudium am Institut für Molekulare Evolution der HHU (Leitung: Prof. Dr. William Martin). Nach ihrer Promotion 2020 und einer Postdoczeit in Düsseldorf arbeitet Preiner nun als Postdoc an der Universität Utrecht und am Royal Netherlands Institute for Sea Research (NIOZ) auf der Insel Texel.
Dr. Preiner interessieren die allerersten Ursprünge des Lebens und vor allem, wie sich aus den chemischen Prozessen in der frühen Erdkruste die Chemie des Lebens entwickelte. Ihre Forschungsergebnisse wurden in renommierten wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht, unter anderem in Nature, FEBS und PLoS; allein in acht Publikationen ist Preiner Erst- bzw. Letztautorin. Für ihre Arbeiten erhielt sie u.a. 2021 den Egon-Nettersheim-Forschungspreis.
Sie ist Mitgründerin des „Origin of Life Early career Network“ (OoLEN), das Nachwuchsforscherinnen und -forscher aus verschiedenen Disziplinen, die sich für die Ursprünge des Lebens interessieren, zusammenführen und unterstützen will.
Förderpreis für Wissenschaften
Der vom Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf gestiftete und mit 6.000 Euro dotierte Preis wird seit 1985 alle zwei Jahre zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und als Zeichen der Verbundenheit mit der HHU verliehen. Er richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler und zeichnet Forschungsarbeiten aus, die bedeutend für das jeweilige Fach und deren Weiterentwicklung sind.
Der Preis wird im Wechsel in allen Fakultäten der HHU vergeben, in diesem Jahr in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Er wird zusammen mit weiteren Förderpreisen der Landeshauptstadt Düsseldorf für verschiedene Bereiche der Kultur verliehen.