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European Postdoctoral Fellowships
Zwei Stipendiaten in europäischem Nachwuchsförderprogramm an der HHU

Die Europäische Kommission vergibt in einem hochkompetitiven Verfahren im Rahmen des Marie Skłodowska-Curie-Programms „European Postdoctoral Fellowships“ an internationale Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, die einen Forschungsaufenthalt im Ausland planen. Zwei Forscher, die bei der 2022er-Ausschreibung erfolgreich waren, werden einen Forschungsaufenthalt an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) durchführen.

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Zwei Marie Skłodowska-Curie Postdoctoral Fellowships aus der 2022er-Ausschreibungsrunde werden an der HHU gefördert (v.l.): Dr. Paul Forbes und Dr. Lorenzo Caprini. (Fotos: privat (l.); HHU / Tizian Machtolf (r.))

Die beiden neuen Fellows sind in den Naturwissenschaften angesiedelt:

  • Der Deutsch-Brite Dr. Paul A. G. Forbes wird am Institut für Experimentelle Psychologie in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Tobias Kalenscher arbeiten. In seinem Projekt geht es um die Veränderung von Entscheidungsfindungsmechanismen unter Stress.
  • Dr. Lorenzo Caprini aus Italien wird von Prof. Dr. Hartmut Löwen am Institut für Theoretische Physik II betreut. Er wird rotierende aktive Partikel erforschen, die grundlegend neue Materialeigenschaften erwarten lassen.

Prof. Dr. Stefan Marschall, Prorektor für Internationales und Wissenschaftskommunikation der HHU, begrüßt die European Postdoctoral Fellows in Düsseldorf: „Die Fellows haben sich in einem anspruchsvollen Wettbewerb allein durch ihre exzellenten Projektideen durchgesetzt. Zusammen mit den Forschenden in ihren gastgebenden Instituten werden sie nun an Themen arbeiten, die ihre jeweiligen Fachgebiete voranbringen können. Der Austausch mit diesen internationalen Spitzennachwuchskräften ist damit auch ein großer Gewinn für unsere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“

Die HHU unterstützt dieses europäische Förderprogramm und die damit verbundene Vernetzungsidee nachhaltig. Mit den „Marie S.-Curie Masterclasses“ spricht das HHU-Forschungsmanagement interessierte Antragsstellerinnen und -steller bereits im Vorfeld der Bewerbung an. Marschall: „Die hohe Nachfrage nach den Masterclasses und die eingeworbenen Fellowships zeigen den Erfolg dieses Düsseldorfer Ansatzes.“

Die Fellows und ihre Projekte

Der 1990 in Marburg geborene Deutsch-Brite Paul A. G. Forbes studierte Psychologie und Neurowissenschaften in Oxford und London. Er wurde 2018 am University College London mit einer Arbeit zu Sozialverhalten bei Autismus promoviert. Er forschte unter anderem am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München und an der Universität Wien, seit dem letzten Jahr arbeitet er als Postdoc am Lehrstuhl für Vergleichende Psychologie bei Prof. Dr. Tobias Kalenscher an der HHU. Hier wird er auch am 1. Januar 2024 sein Marie-Curie-Projekt beginnen, wobei er zusätzlich zu dem 24-monatigen Forschungsaufenthalt an der HHU auch ein halbes Jahr im nichtwissenschaftlichen Bereich an der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Florence-Nightingale-Krankenhaus in Düsseldorf-Kaiserswerth arbeiten wird.

Dr. Forbes interessiert sich generell dafür, wie sich Stresserfahrungen und die Diagnose einer psychiatrischen Erkrankung auf die Entscheidungsfindung auswirken können. Ein Fokus liegt auf Entscheidungen, die die eigene Gesundheit und die der Mitmenschen betreffen.

Während seines Projekts BETTERCHOICES an der HHU will Forbes zusammen mit dem Team von Prof. Kalenscher mit Hilfe eines psychopharmakologischen Ansatzes die biologischen Mechanismen einer veränderten Entscheidungsfindung unter Stress untersuchen. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf Entscheidungen liegen, die mit Anstrengung verbunden sind. Darüber hinaus wird das Projekt untersuchen, ob „Pre-Commitment“ – eine Verhaltensstrategie, die die Entscheidungsfindung verbessern kann – unter Stress eine wirksame Strategie sein kann. Er fragt unter anderem, ob die Strategie Menschen mit Depressionen und Schizophrenie helfen kann, gesündere Entscheidungen bei der Nahrungsaufnahme zu treffen.

Lorenzo Caprini, geboren 1992 in Rom, studierte Physik an der Sapienza-Universität in Rom. 2019 promovierte er am Gran Sasso Science Institute in L’Aquila mit der Arbeit „Statistical Mechanics of Self-Propelled Systems“. Bis 2021 arbeitete er als Postdoktorand an der Universität von Camerino, im Oktober 2021 trat er ein zweijähriges Forschungsfellowship der Alexander von Humboldt-Stiftung an der HHU am Institut für Theoretische Physik II (Leitung: Prof. Dr. Hartmut Löwen) an. Im Oktober 2023 beginnt er dort sein 24-monatiges European Postdoctoral Fellowship.

Dr. Caprinis Forschungsgebiet als theoretischer Physiker sind die „aktiven Materialien“, ihr Verhalten und ihre Selbstorganisationseigenschaften. Er interessiert sich unter anderem das Verhalten von Mikroschwimmern – in der Natur sind dies zum Beispiel Bakterien und Spermien. Dr. Caprini möchte sie statistisch beschreiben, um wissenschaftliche Probleme für ein breites Spektrum medizinischer Anwendungen anzugehen, etwa den gesteuerten Arzneimitteltransport im Körper.

In seinem neuen Projekt CHIAGRAM an der HHU wird chirale, aktive granulare Materie durch eine Kombination aus numerischen, experimentellen und theoretischen Studien entworfen und untersucht. Diese topologisch dominierte Materie wird voraussichtlich eine Fülle von unerwarteten Eigenschaften zeigen, die noch unerforscht sind. Hierzu zählen beispielsweise eine negative Mobilität – die Teilchen bewegen sich entgegengesetzt zu einer treibenden Kraft –, eine ungerade Diffusivität – die Diffusion findet nicht in Richtung des Dichtegradienten, sondern senkrecht dazu statt – oder kollektive Phänomene mit extrem langreichweitigen Korrelationen. Das Studium solcher Effekte kann in die Entwicklung von neuartigen intelligenten Materialien münden, die in der Lage sind, spontan in der Robotik technisch relevante Aufgaben zu bewältigen.

Marie Skłodowska-Curie-Programm

Die im Rahmen des Marie Skłodowska-Curie-Programms vergebenen „European Postdoctoral Fellowships“ sind eine Förderlinie im EU-Forschungsrahmenprogramm „Horizon Europe“. Die mit insgesamt 218,5 Millionen Euro ausgestattete Programmlinie richtet sich an promovierte Nachwuchsforscherinnen und -forschern aus aller Welt und ermöglicht ihnen einen bis zu zweijährigen Forschungsaufenthalt im Ausland, während dessen sie sich gleichzeitig fortbilden und ihre Kompetenzen erweitern können.

Das Bewerbungsverfahren ist sehr kompetitiv. Von den EU-weit im Herbst 2022 eingereichten 6.339 Anträgen wurden nur knapp 17,5 Prozent bewilligt. Das Programm richtet sich an promovierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Ein Antrag wird gemeinsam vom Fellow und der gastgebenden Hochschule gestellt.

Das insgesamt 30-monatige Fellowship von Dr. Forbes ist mit rund 217.000 Euro ausgestattet, das 24-monatige Fellowship von Dr. Caprini mit rund 174.000 Euro. Enthalten ist die Finanzierung der Personalstelle und ein Betrag für Forschungsausgaben, für Mobilität und wissenschaftliche Weiterbildungsangebote.

Postdoktorandinnen und -doktoranden, die als Fellow nach Düsseldorf kommen möchten, können an der jährlich stattfindenden Marie S. Curie-Masterclass teilnehmen, die von der Abteilung Forschungsmanagement und Transfer durchgeführt wird. Weitere Informationen dazu finden sich hier.   

Am 12. April läuft die Ausschreibungsrunde für 2023 an, Deadline für Bewerbungen ist der 13. September 2023.

Weitere Informationen: Seiten der Europäischen Kommission 

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