Das Team aus 16 HHU-Studierenden entwickelte einen biotechnologischen Ansatz zur Textilproduktion mithilfe bakterieller Zellulose, um bestehende nachhaltige Methoden zu ergänzen. Textilien sollen nachfragebasiert und lokal hergestellt werden können, um Emissionen, Ressourcenverbrauch und Pestizideinsatz zu senken.
Der Höhepunkt jedes iGEM-Jahres ist das „Grand Jamboree“, bei dem sich Teams aus aller Welt in den Pariser Messehallen treffen, ihre Projekte vorstellen und diskutieren und schließlich von einer Jury bewertet werden. Das HHU-Team errang dieses Jahr eine Goldmedaille im Bereich „Fashion & Cosmetics“.
Die Bewertung erfolgt anhand es umfassenden Kriterienkatalogs, der neben der Laborarbeit unter anderem das visuelle Design der Präsentationen, die Projektorganisation und Öffentlichkeitsarbeit, Finanzierungsfragen sowie die Einbindung von Vertreterinnen aus Wissenschaft und Industrie beinhaltet.
Die Jury lobte insbesondere die experimentellen Fortschritte bei der Verbesserung der mechanischen Eigenschaften bakterieller Zellulose sowie die sorgfältige Materialprüfung, für die das Team ein eigenes Prüfgerät entwickelt hat. KlothY-Teammitglied Said Laibacher: „Die Jury hat gewürdigt, wie kreativ und innovativ wir an das Problem herangegangen sind. Wir freuen uns, dass wir mit unseren Ideen einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.“
Sofie Rüffer ergänzt: „Neben diesem in Gold sichtbaren Erfolg war das iGEM-Projekt für von uns eine besondere Erfahrung. Die Monate intensiver Forschung haben uns als Team stark gemacht und bei allen neue Perspektiven eröffnet.“
Projekt KlothY
Das HHU-Projekt KlothY setzt die natürliche Fähigkeit des Bakteriums Komagataeibacter xylinus ein, die bakterielle Cellulose produzieren. Diese dient als strukturelle Basis eines Textilgewebes. Zusammen wird das Bakterium mit der Hefe Saccharomyces cerevisiae kultiviert, die Hemicellulose und Chromoproteine in das Material einbringen. Diese Stoffe sorgen für Flexibilität des Gewebes und können es gezielt färben. „Im Ergebnis haben wir ein modulares, ressourcenschonendes Textil, dessen Materialeigenschaften und Farben individuell gesteuert werden können“, so Deniz Öztürk aus dem iGEM-Team.
Unterstützt wurden die 16 Studierenden aus verschiedenen Semestern und Disziplinen – darunter Biologie, Biochemie und Quantitative Biologie – von zwölf erfahrenen Advisors, allesamt ehemalige iGEM-Teammitglieder. Die wissenschaftliche Betreuung übernahmen Forschenden der HHU, die bei fachlichen Herausforderungen zur Seite standen. Zu diesen „Principle Investigators“ (PIs) zählten Prof. Dr. Guido Grossmann (Institut für Zell- und Interaktionsbiologie), Prof. Dr. Markus Pauly (Institut für pflanzliche Zellbiologie und Biotechnologie) sowie Dr. St. Elmo Wilken (Institut für Quantitative und Theoretische Biologie).
Zio Kim, einer der studentischen Teamleiter, beschreibt den Wert der Erfahrungen: „Bei iGEM konnten unsere Ideen von der Theorie in die Praxis umsetzen und dabei wirklich Verantwortung zu übernehmen. Ohne die Unterstützung unserer Advisors und PIs sowie die Ressourcen, die die Universität zur Verfügung stellte, wäre das nicht möglich gewesen. Der Wettbewerb hat uns fachlich und persönlich wachsen lassen – ein wichtiger Schritt für unsere weitere akademische Laufbahn.“
iGEM-Wettbewerb
Vor über 20 Jahren startete iGEM am Massachusetts Institute of Technology (MIT) in den USA. Seitdem fördert der internationale Wettbewerb den interdisziplinären Austausch zwischen Teams aus dutzenden Ländern und bietet jungen Forschenden eine innovative Plattform, um die Möglichkeiten der synthetischen Biologie miteinander weiterzuentwickeln. iGEM ist inzwischen eine globale Bewegung geworden. Seit 2016 beteiligen sich Teams der HHU.