„Making life multi-planetary“, „building Orbital Reef“, „colonizing Mars“ – die Missionen der Weltraumkolonisierung von Raumfahrtunternehmen wie SpaceX oder BlueOrigin mögen futuristischen klingen und in der fernen Zukunft liegen. Doch die Pläne, Entwicklungen und Investitionen der mächtigsten Technologiekonzerne unserer digitalkapitalistischen Gegenwart prägen schon heute Imaginationshorizonte und mit ihren Infrastrukturen ganz reale Machtstrukturen. Ziel der HeiCAD-Lecture von Felix Maschewski und Anna-Verena Nosthoff ist es, einerseits die historischen Hintergründe der „imaginierten Zukünfte", ihre gegenwärtigen Inszenierungen und Ideologien sowie die politischen Potenziale der Projekte im technologischen „race to space“ aufzuzeigen. Andererseits wird diskutiert, inwiefern sich nicht nur machtpolitisch markante Verschiebungen ergeben, sondern auch ein postsolutionistischer Perspektivwechsel stattfindet: Denn nach Jahren der „smartification of everything" geht es den Technologen um Musk und Co. weniger darum, innerweltliche Probleme mit digitaler Technik, allerlei Apps und Plattformen zu ‚lösen'. Angesichts einer katastrophischen Gegenwart hält man die Erde nicht mehr für die „beste aller möglichen Welten", richtet den Blick vielmehr auf spekulative Zukünfte und extraterrestrische Räume; auf eskapistische ‚Lösungen', die sich von den Schwerkräften der Erde, von den Problemen selbst lösen – um neue, bessere Welten zu erschaffen.
Zu den Vortragenden:
Dr. Anna-Verena Nosthoff ist Sozialtheoretikerin, Philosophin und Ko-Direktorin des Critical Data Lab an der Humboldt-Universität zu Berlin. Forschungsaufenthalte als Gastwissenschaftlerin und Fellow u.a. an der London School of Economics and Political Science in London, an der Princeton University in New Jersey und am Weizenbaum-Institut, Promotion zur Genealogie digitaler Regierungskunst. Zu ihren Forschungsschwerpunkten gehören politische Implikationen der Digitalisierung, die Logik plattformökonomischer Machtstrukturen sowie die Kybernetisierung des Politischen.
Felix Maschewski ist Medien-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaftler, Ko-Direktor des Critical Data Lab (HU Berlin) und assoziierter Forscher am Institute of Network Cultures (Amsterdam). Forschungs- und Lehrtätigkeiten u.a. an den Universitäten Princeton, an der FU Berlin sowie an der Universität Basel. Als Publizist schreibt Maschewski regelmäßig Essays für unterschiedliche Medien. Seine Forschungsinteressen fokussieren die (politischen) Effekte der Plattformökonomie, Medien und Praxen der Metrisierung und den digitalen Strukturwandel der Öffentlichkeit.
Die Veranstaltung ist eine Kooperation mit dem Institut für Anglistik- und Amerikanistik und UNIVERSEH und wird von der Jürgen Manchot Stiftung unterstützt.
Hörsaal 2C, Gebäude 22.01, 17:00 – 18:30 Uhr
Sie können den Vortrag auch online verfolgen:
https://hhu.webex.com/hhu/j.php?MTID=mf491befc2a767b944d0211cad8d1220b