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Nachruf
Prof. Dr. Albert-Reiner Glaap verstorben

Die Heinrich-Heine-Universität, die Philosophische Fakultät und das Institut für Anglistik und Amerikanistik trauern um Prof. Dr. Albert-Reiner Glaap, der von 1980 bis 1994 den Lehrstuhl für Englische Sprache und Literatur und deren Didaktik an der HHU Düsseldorf innehatte.

Prof. Dr. Albert-Reiner Glaap ist am 24. April 2023 verstorben, Foto: privat

Geboren am 01. September 1929 in Wuppertal-Vohwinkel, studierte Albert-Reiner Glaap Englische Sprache und Literatur, Latein und Philosophie an der Universität zu Köln und am King’s College, London, wo er als einer der ersten deutschen Studenten nach dem Krieg eintraf. In Köln promovierte er 1955 mit seiner Dissertation Bischof Halls „Virgidemiarum“ als Imitatio Juvenals. Ein Beitrag zu den Anfängen der englischen Satire unter der Betreuung von Prof. Dr. Helmut Papajewski und Prof. Dr. Helfried Dahlmann. 1956 schloss er nach erfolgter Disputation das Studium ab. Von 1958 bis 1973 war er als Lehrer am Luisen-Gymnasium Düsseldorf und 1961/62 an der William Penn Charter School in Philadelphia, PA (USA), tätig. Mit diesen praktischen Erfahrungen aus der Schullehre nahm er 1971 die Position als Leiter des Düsseldorfer Lehrerseminars auf und wechselte 1973 als Professor an die Pädagogische Hochschule in Neuss, wo er bis 1980 unterrichtete und forschte. Es schloss sich eine C4-Professur an der Heinrich-Heine-Universität an, die er bis zu seiner Emeritierung 1994 innehatte.

Albert-Reiner Glaap hat die Anglistik an der HHU maßgeblich mitgestaltet. In seiner breit aufgestellten Forschung und Lehre waren ihm Interdisziplinarität und, wie ein späterer Begriff es betiteln wird, Intersektionalität immer ein Grundanliegen. Gemeinsam mit seinem romanistischen Kollegen Prof. Dr. Fritz Nies und mit großer Unterstützung des seinerzeitigen Rektors Prof. Hüttenberger baute er den damaligen Diplomstudiengang Literaturübersetzen auf, der in Form eines Masterstudiengangs bis heute Bestand hat und ein Alleinstellungsmerkmal der Philosophischen Fakultät der HHU darstellt.

Seine Forschungsschwerpunkte im anglophonen Theater mit besonderem Augenmerk auf Kanada und das Vereinigte Königreich hatten immer auch im Blick, wie Texte Studierenden sowie Schüler*innen zugänglich gemacht werden können. Sein besonderer Fokus auf den englischen Dramatiker Sir Alan Ayckbourn machten ihn zu einem der weltweit anerkanntesten Experten zu diesem Theaterschriftsteller. Seine Bemühungen um die englische Sprache, Literatur und Kultur wurden 1991 von Königin Elisabeth II. mit der Ernennung zum OBE (Honorary Officer of the Order of the British Empire) gewürdigt.

Neben Forschungsinteressen in Australien, Neuseeland und Südafrika, war Kanada ein besonderer Schwerpunkt seiner Arbeit. Gemeinsam mit Dramatiker*innen und Theaterschaffenden in Kanada und Deutschland gelang es Albert-Reiner Glaap nicht nur, zahlreiche Bücher und Aufsätze zum kanadischen Gegenwartsdrama vorzulegen, sondern auch deutsche Theater für das bis dahin in Deutschland noch recht unbekannte Theaterschaffen in Kanada zu begeistern, sodass verschiedenste Stücke auf deutschen Bühnen aufgeführt werden konnten. Mit Werken wie Voices from Canada. Focus on Thirty Plays (Toronto: Playwrights Canada Press 2003) und Jewish Facets of Contemporary Canadian Drama (Trier: Wissenschaftlicher Verlag Trier 2008) legte er entscheidende Werke zum kanadischen Theater vor, die bis heute weitere Forschungsanlässe bieten. Letztgenanntes Werk wurde bei Erscheinen im Jüdischen Museum in Berlin vorgestellt. Für sein Engagement um das kanadische Theater wurde er zum Ehrenmitglied der Playwrights Guild of Canada ernannt.

Albert-Reiner Glaap war ein Wissenschaftler mit internationalem Einfluss. Seine wissenschaftlichen Publikationen umfassen 269 Aufsätze und Artikel, neun Monographien, 27 mitverfasste und herausgegebene Bücher, 37 Schulausgaben und Lehrerhefte, 39 Beiträge in Theaterprogrammen und sechs veröffentlichte Übersetzungen. Neben seinem bis zuletzt regen wissenschaftlichen Leben und Arbeiten war er Mitglied in zahlreichen akademischen Gesellschaften, aber auch in einigen an die breitere Öffentlichkeit gerichteten Vereinen und Einrichtungen. Hier sind vor allem die Deutsch-Britische Gesellschaft Düsseldorf und die International Library Düsseldorf zu nennen, in denen er lange Jahre sehr aktiv war.

Mit Albert-Reiner Glaap verliert die Anglistik eine Stimme, die schon lange vor den Schlagworten Intersektionalität und Transkulturalität eben diese gelebt hat. Das Zusammendenken von Universität, Schule, Kultureinrichtungen und Gesellschaft machte ihn zum Universalisten und hinterlässt Wirkung in vielen Bereichen des akademischen und öffentlichen Lebens.

Dr. Michael Heinze

Kategorie/n: Nachrufe, Schlagzeilen, Pressemeldungen, Alumni-News
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