Zum Inhalt springen Zur Suche springen

109 Promotionen in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
Promotionsfeier: Beste Dissertationen und Goldpromotion ausgezeichnet

An der Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) promovierten seit der letzten Promotionsfeier im Juli 2024 59 Doktorandinnen und 50 Doktoranden aus sieben Fächern. Am 31. Januar wurden sie auf einer festlichen Veranstaltung geehrt, viele erhielten hier ihre Promotionsurkunden. Ebenfalls verlieh die Fakultät den Preis für die Beste Dissertation 2024, der an die Biologin Dr. Julia Kapr und an den Mathematiker Dr. Michael Lau ging. Eine besondere Würdigung erhielt darüber hinaus der Goldpromovend Prof. Dr. Friedrich Wilkening, der vor 50 Jahren in der Psychologie seinen Doktortitel erhielt.

Zoom

Seit der letzten Promotionsfeier im Juli 2024 wurden insgesamt 59 Nachwuchswissenschaftlerinnen und 50 Nachwuchswissenschaftler promoviert. Am 31. Januar 2025 nahmen viele von ihnen ihre Promotionsurkunde entgegen und präsentierten dabei ihre Doktorhüte, die traditionell von den Arbeitsgruppen gemacht werden. (Fotos: HHU / Arne Pöhnert)

Prof. Dr. Martin Heil, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät, betonte in seiner Begrüßung die Herausforderungen, vor denen die Wissenschaften stehen: „Die Entwicklungen der vergangenen Jahre, sowohl im gesellschaftlichen als auch im politischen Umfeld, fordern uns Naturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler. Wir sehen, dass Verschwörungsmythen und Wissenschaftsfeindlichkeit bei vielen Menschen auf einen fruchtbaren Boden fallen und gerade auch von besonders lauten Stimmen in den sozialen Medien verbreitet werden.“

Hier sieht Prof. Heil gerade auch den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Pflicht: „Wir müssen uns diesen Narrativen entgegenstellen und den Dialog mit den Menschen suchen. Es gilt zu vermitteln, wie Wissenschaft funktioniert und dass auch Fehler und Irrtum integraler Bestandteil des wissenschaftlichen Prozesses sind – nur so ist Fortschritt möglich. Es muss klargemacht werden: Wissenschaft ist eine Anstrengung ernsthafter Menschen, die bitter nötig ist, um die vielen aktuell anstehenden Probleme zu lösen.“ 

Der Festredner, der Biochemiker Prof. Dr. Robert Ernst von der Universität des Saarlands, sprach über „Die Vermessung von Zellmembranen“. Diese Membranen sind essentiell für das Leben: Sie grenzen Zellen von ihrer Umgebung ab, so dass in ihnen biochemische Prozesse getrennt voneinander ablaufen können. Inzwischen kann zum Beispiel nachvollzogen werden, wie metabolische Veränderungen chronischen Zellstress bis hin zum Zelltod auslösen können. Die Erkenntnisse der modernen Membranbiologie legen, so Prof. Ernst, die Basis, um neue therapeutische Ansätze zur Behandlung von Krankheiten zu entwickeln, die durch Membrandysfunktionen und chronischen, metabolischen Stress verursacht werden.

Preise für die Beste Dissertation in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät im Jahr 2024

Bei der Promotionsfeier wurden eine Wissenschaftlerin und ein Wissenschaftler für die Beste Dissertation des Jahres 2024 ausgezeichnet. 

Dr. Julia Kapr (geboren 1994 in Freiberg) studierte an der HHU Biologie (Bachelor 2019, Master 2020). Für ihre Promotion forschte sie am IUF – Leibniz-Institut für Umweltmedizinische Forschung in Düsseldorf (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Ellen Fritsche). Kapr schloss 2024 mit der Arbeit „Human induced pluripotent stem cell-based 3D neural in vitro models: development, quality control and disease modeling“ ab. Heute arbeitet sie als Beraterin für Quantentechnologien und Photonik in den Lebenswissenschaften am VDI TZ in Düsseldorf.

In ihrer Doktorarbeit beschäftigte sich Kapr mit der Charakterisierung und Optimierung von dreidimensionalen Kulturbedingungen für die Untersuchung von entwicklungsneurologischen Erkrankungen in humanen, stammzellbasierten „in vitro“-Modellen. Diese sollen Tiermodelle ergänzen oder auch ersetzen, da die Tiermodelle oft nur unzureichend die Entwicklung menschlicher Hirnerkrankungen abbilden können. Dies kann Krankheits- und Medikamentenforschung limitieren.

Prof. Dr. Ellen Fritsche würdigt die Preisträgerin: „In ihrer Dissertation entwickelte Dr. Kapr ein auf humanen pluripotenten Stammzellen basierendes genetisches 3D Krankheitsmodell für das ‚Cockayne Syndrom B‘ (CSB). Damit zeigte sie zum einen, dass es prinzipiell möglich ist, ‚in vitro‘-Modelle zu erstellen, die ein tieferes, mechanistisches Verständnis von Erkrankungen liefern, für die es keine geeigneten Tiermodelle gibt. Zum anderen identifizierte sie Mechanismen für mögliche Therapieansätze für das CSB, das aktuell nicht therapierbar ist.“

Dr. Michael Lau (geboren 1997 in Neuss) studierte an der HHU Mathematik (Bachelor 2018, Master 2020) und Informatik (Bachelor 2021). Er promovierte 2024 im Rahmen des Graduiertenkollegs 2624 „Biostatistische Methoden für hochdimensionale Daten in der Toxikologie“ am Mathematischen Institut in der Arbeitsgruppe von Prof. Holger Schwender mit der Arbeit „Tree-based statistical learning for modeling genetic risk scores and identifying gene-gene and gene-environment interactions“. Nach der Promotion wechselte Lau auf eine Forschungsposition im Unternehmen eBay.

Lau hat in seiner Dissertation sogenannte baumbasierte Machine-Learning-Verfahren evaluiert und entwickelt. Sie sollen im Bereich der Künstlichen Intelligenz in der Medizin und genetischen Epidemiologie eingesetzt werden, um „genetische Risikoscores“ (kurz GRS) zu konstruieren. Dies wiederum sind modellbasierte Vorhersagewerte, mit denen zum Beispiel Krankheitsrisiken aufgrund individueller genetischer Merkmale abgeschätzt werden können. 

Prof. Dr. Holger Schwender weist auf die besondere Qualität der Ergebnisse seines Doktoranden hin: „Die aus Dr. Laus Forschung entstandene neue, baumbasierte statistische Lernmethode namens logicDT führt zu GRS mit einer im Vergleich zu anderen Lernverfahren hohen Vorhersagegüte. Ferner liefert sie einfach interpretierbare Ergebnisse. Der darüber hinaus von Dr. Lau entwickelte statistische Assoziationstest für Interaktionen zwischen GRS und Umweltfaktoren löst Probleme anderer, vergleichbarer Tests und weist eine höhere statistische Güte auf.“

Der Dekan beglückwünschte die Preisträger und dankt dem Förderer: „Seit vielen Jahren unterstützt die Gesellschaft von Freunden und Förderern der HHU unsere Fakultät. Insbesondere die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses ist wichtig, denn er treibt die Forschung voran. Das Engagement unserer Doktorandinnen und Doktoranden für ihr Thema, das weit über das Maß einer normalen Beschäftigung hinausgeht, wird über den Preis für die Beste Dissertation sichtbar gemacht.“

Goldpromotion für Prof. Dr. Friedrich Wilkening 

50 Jahre ist es her, dass der Psychologe Friedrich Wilkening im Dezember 1974 seinen Doktortitel an der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Düsseldorf für seine Arbeit „Entwicklungspsychologische Experimente zur Wahrnehmungs- und Urteilsrelativität“ erhielt. Dieses Jubiläum wurde bei der Promotionsfeier ebenfalls gewürdigt.

Der 1946 im niedersächsischen Helpsen geborene Wilkening studierte in Tübingen und promovierte in Düsseldorf bei Prof. Dr. Viktor Sarris. Nach Postdocaufenthalten in Frankfurt und den USA hatte er Professuren in Braunschweig, Frankfurt, Tübingen und schließlich bis zu seiner Emeritierung 2012 an der Universität Zürich in der Schweiz inne. 

109 Promotionen seit Juli 2024

Im vergangenen halben Jahr verlieh die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät 59 Nachwuchswissenschaftlerinnen und 50 Nachwuchswissenschaftlern ihren Doktortitel. Die Biologie stellte mit 47 Promotionen das größte Kontingent, gefolgt von der Pharmazie (22), Chemie (19), Psychologie (11), Physik (4), Informatik und Mathematik (je 3). Der Kreis der Promovierten ist international, diese stammen, neben Deutschland, aus sechzehn Ländern: Ägypten, Argentinien, Bangladesch, China, Frankreich, Indien, Iran, Italien, Kamerun, Pakistan, Palästinensische Gebiete, Polen, Portugal, Russland, Spanien und Vietnam.

Autor/in: Arne Claussen
Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen, Chemie Aktuelles, Math.-Nat.-Fak.-Aktuell, Pharmazie
Zoom

Dr. Julia Kapr (nicht im Bild) und Dr. Michael Lau (4.v.l.) erhalten in diesem Jahr die Auszeichnung für die besten Dissertationen in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät 2024. Es gratulieren (v.l.): Dekan Prof. Dr. Martin Heil; Prof. Dr. Ellen Fritsche, Doktormutter von Dr. Kapr; Irene Schrader, Geschäftsführerin der Gesellschaft von Freunden und Förderern der HHU; Prof. Dr. Holger Schwender, Doktorvater von Dr. Lau.

Zoom

Prof. Dr. Friedrich Wilkening (Mitte) wird als Goldpromovend von Dekan Prof. Heil geehrt. Es gratuliert Prof. Dr. Christian Bellebaum (r.), Geschäftsführer des Instituts für Experimentelle Psychologie der HHU.

Zoom

Prämierung der besten Doktorhüte. Den ersten Platz erhielt Dr. Alexander Seidel (sitzend), den zweiten Dr. Gesa Fee Komar (links), den dritten Dr. Rebecka Molitor (hinter Dr. Seidel).