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Botanischer Garten der HHU
Pyrophyten – Pflanzen, die Feuer benötigen

Der Herbst hat Einzug gehalten im Botanischen Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU), die Bäume zeigen ihre schönsten Herbstfarben. Im Süden Düsseldorfs wächst auch eine ganz besondere Gruppe von Pflanzen: die „Pyrophyten“. Sie haben viele unterschiedliche Strategien entwickelt, um mit Feuern umgehen zu können, die in ihren Heimatregionen regelmäßig brennen. Ein Streifzug lohnt sich. Der Garten ist bis Ende Oktober noch täglich bis 18:00 Uhr geöffnet, von November bis Februar wochentags bis 16:00 Uhr.

Blick auf das Kuppelgewächshaus von Norden her, mit herbstlichen Bäumen. Zoom

Bäume in Herbstfarben vor der Kuppel im Botanischen Garten der HHU. (Foto: HHU / Arne Claussen)

Das Kuppelgewächshaus ist ein guter Start für einen thematischen Rundgang zum Thema Pyrophyten. Hier wachsen Banksien wie Banksia oreophila und Banksia ornata. Sie stammen fast ausschließlich aus Australien und sind dort regelmäßig mit Buschbränden konfrontiert. Sie haben aus dieser Not eine Tugend gemacht: Ihre stark verholzten Früchte benötigen Feuer, damit sie sich öffnen und die Samen herausfallen können. Nach einem Brand landen die Samen dann in einem nährstoffreichen und unbeschatteten Keimbeet und können gut aufgehen. Dr. Sabine Etges, wissenschaftliche Leiterin des Botanischen Gartens der HHU: „Wir haben dies mit einem Gasbrenner simuliert. Erst nach einiger Zeit öffnen sich die Früchte, so dass die Samen zunächst vor dem vorüberziehenden Feuer geschützt sind.“

Weitere typische Vertreter der Pyrophyten sind Mammutbäume, von denen verschiedene Gattungen auf dem Campus der HHU wachsen – unter anderem zwischen der ULB und dem 25er-Gebäudekomplex. Drei unterschiedliche Gattungen gibt es im Botanischen Garten: den Bergmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) am Nordeingang, den Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) auf den „Konifereninseln“ und den aus Asien stammenden Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) in der Asienabteilung. Die ersten beiden Bäume schützen durch eine dicke Borke die empfindlichen Teile des Stamms vor schnellen Grundfeuern. Die älteren Bäume sind unten am Stamm praktisch astfrei, so sind die Äste in größeren Höhen vor Grundfeuern geschützt. Auch Kanaren-Kiefern (Pinus canariensis) weisen eine dicke Borke auf und nutzen so eine ähnliche Strategie. Dr. Etges schränkt aber ein: „Kritisch wird es für diese Bäume, wenn die Feuer die Krone erreichen und die Äste, Zweige und Nadeln angreifen.“

Pyrophyten haben sehr unterschiedliche Wege entwickelt, um sich an Feuer anzupassen. So kann die Kork-Eiche (Quercus suber) sich aus allen, auch aus stark verkohlten Stamm- und Astbereichen regenerieren. Dem Erdbeerbaum (Arbutus) ist ein unterirdischer Stockausschlag möglich, während der Eukalyptus (Eucalyptus) „Lignotuber“ besitzt, die am oder unterhalb des Bodens liegen. Diese enthalten Nährstoffe und ruhende Knospen, aus denen die Pflanzen nach einem Brand austreiben können. Durch eine ausladende „Strohtunika“, einen Mantel aus alten, abgestorbenen Blättern, schützen sich Grasbäume (Xanthorrhoea) vor einem Feuer, das so nicht an die lebenden Pflanzenteile herankommen kann. 

Neben den Pyrophyten locken die Herbstfarben in den Düsseldorfer Süden: Die Blätter der Bäume des Botanischen Gartens färben sich in allen möglichen Gelb-, Orange- und Rottönen, bevor sie zum Winter hin abgeworfen werden. Auch die Früchte reifen. Neben verschiedenen Apfelsorten findet sich im Botanischen Garten ein Mispelbaum (Mespilus germanica). Seine Früchte können zu Marmeladen und Gelees weiterverarbeitet werden, sie sind aber auch medizinisch einsetzbar, wirken fiebersenkend und können die Darmtätigkeit regulieren.

Und es duftet. Gerade wer durch die Asienabteilung geht, wird verharren und sich wundern, woher der Lebkuchengeruch stammt. „Es sind die Blätter des passend benannten Kuchenbaums (Cercidiphyllum japonicum), die diesen weihnachtlichen Geruch verbreiten“, weiß Sabine Etges. 

Nicht weit davon entfernt steht die aus China stammende Ussuri-Scheinrebe (Ampelopsis brevipedunculata). Sie gehört zur Familie der Weinrebengewächse, ihre leuchtend blauen und violetten kleinen Beeren sind schön anzusehen, aber leicht giftig.

In der Nutzpflanzenabteilung leuchtet den Besucherinnen und Besuchern der Garten-Fuchsschwanz (Amaranthus caudatus) entgegen. Seine Rispen erinnern an Hirse, die darin enthaltenen Körner der aus Südamerika stammenden Pflanze sind inzwischen auch in Deutschland beliebt. Ebenfalls bei den Nutzpflanzen rankt die Waldrebe (Clematis vitalba) über die Mauer des Apothekergartens. Im Frühjahr fällt sie durch ihre besonderen Blüten auf, jetzt im Herbst zeigt sie eine filigrane, fiedrige Struktur.

Direkt nebenan stehen die Dahlien (Dahlia) in voller Farbenpracht. Nebeneinander sind die Wildform und verschiedene Zuchtformen zu sehen. Sie gehören zu den Korbblütlern (Asteraceae), bei denen viele Blüten zu einem Korb zusammengesetzt sind, wie etwa auch bei der Sonnenblume. Etges: „Die äußeren Blüten eines solchen Korbes haben oft reine Schaufunktion und können steril sein, ihre Frucht- und Staubblätter sind also reduziert oder nicht mehr vorhanden. Die inneren gelben Blüten sind Röhrenblüten.“ Bei den Zuchtsorten sind die inneren Röhrenblüten zu dekorativen Schaublüten umgewandelt, sie haben meist keine Funktion mehr für Insekten. 

Der Botanische Garten der HHU

Der rund acht Hektar große Botanische Garten wurde 1979 eröffnet. Er ist Teil des Frischluft- und Grüngürtels der Stadt Düsseldorf und ein wichtiges Trittsteinbiotop zwischen Rheinauen und Unterbacher Seen. Er leistet mit seiner Pflanzenvielfalt einen Beitrag, um bedrohte Arten zu erhalten und die Biodiversität zu sichern. Der Bevölkerung öffnet er sich ganzjährig als Stätte der Bildung und Erholung. An der HHU dient er der Pflanzenforschung und der Studierendenausbildung.

Das eindrucksvolle Kuppelgewächshaus beherbergt Pflanzen aller Kontinente und wird ergänzt durch ein Südafrikahaus und eine große Orangerie, in der die Kübelpflanzen überwintern. Neben dem nicht öffentlichen großen Sammlungs- und Forschungshaus und den Versuchsflächen betreibt der Botanische Garten auch die hochmodernen Forschungsgewächshäuser auf den Institutsgebäuden der HHU. 

Jährlich besuchen rund 100.000 Bürgerinnen und Bürger den Botanischen Garten. Er ist für die Öffentlichkeit von November bis Ende Februar montags bis freitags bis 16:00 Uhr geöffnet. Den Besuchenden steht ein kostenfreier Audioguide auf Deutsch und Englisch zur Verfügung, der sie auf Rundgängen zu allen Besonderheiten führt.

Mit einem vielfältigen Vortrags- und Führungsprogramm werden Interessierte jeden Alters an die Geheimnisse, die im Garten zu finden sind, herangeführt und ihre Bedeutung für die menschliche Zivilisation verdeutlicht. Eine aktive Beteiligung ist im Rahmen eines Citizen Science-Projektes möglich: Die Vielfalt von Wildarten (Pflanzen, Tiere und andere Organismen) kann über eine App dokumentiert werden. Mit diesem Wissenstransfer ist der Botanische Garten in das Selbstverständnis der HHU als Bürgeruniversität eingebunden.

Unterstützt wird die Arbeit durch den Freundeskreis Botanischer Garten der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf e.V., mit dessen Hilfe bereits viele Projekte realisiert werden konnten. 

Ebenso ist der Botanische Garten eine Ausbildungsstätte für bis zu zehn zukünftige Gärtnerinnen und Gärtner in der Fachrichtung „Staudengärtnerei“. Dort lernen sie auch die Besonderheiten eines wissenschaftlich orientierten Gartens kennen.

Weitere Informationen: Webseite des Botanischen Gartens 

Autor/in: Arne Claussen
Kategorie/n: Schlagzeilen, Pressemeldungen
Banksien, Blüten- und Fruchtstände und Experiment, bei dem eine Samenkapsel mit dem Gasbrenner angezündet wird. Zoom

Banksien wie hier Banksia oreophila wachsen im Kuppelgewächshaus, sie gehören zu den Pyrophyten: (v.l.): Blüten- und Fruchtstände; Fruchtstand mit sichtbaren Samenkapseln; erst durch Feuer – hier mit einem Gasbrenner – öffnen sich die Früchte; die Samen können dann aus den geöffneten Kapseln herausfallen und landen in fruchtbarer Erde. (Fotos: HHU / Arne Claussen; HHU / Lara Müller)

Krone, Ast und Borke des Bergmammutbaums (Sequoiadendron giganteum). Zoom

An der HHU stehen verschiedene Mammutbäume, so auch der imposante Bergmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) am Nordeingang des Parks. Bergmammutbäume sind Pyrophyten. Grundfeuer erreichen nicht die hoch angesetzten Äste (2. Foto von links), die dicke Borke (rechts) schützt den Baum vor den Feuern. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Drei Fotos des Küstenmammutbaums (Sequoia sempervirens), aus der Ferne, von unten ins Astdach und ein Ast. Zoom

Der Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens) auf den Konifereninseln. Besonders beeindruckend ist der Blick in die Krone des vier Stämme umfassenden Exemplars. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Drei Fotos des Urweltmammutbaums mit Details von Ästen und Zapfen. Zoom

Der Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides) stammt aus Asien, vor allem aus China. Seine Äste sind jetzt voller Zapfen. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Krone und Triebe der Kanaren-Kiefer (Pinus canariensis). Zoom

Die Kanaren-Kiefer (Pinus canariensis) schützt sich ebenfalls durch ihre dicke Borke. Überall aus dem Stamm wachsen neue Triebe heraus. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Abgestorbener Stamm und Blätter der Kork-Eiche (Quercus suber). Zoom

Die Kork-Eiche (Quercus suber) ist für ihre extrem dicke Borke bekannt, aus der Korken für Wein- und Sektflaschen gewonnen werden. Durch die Borke übersteht der Baum Brände. Insbesondere kann er sich aber auch aus nicht zu stark verkohlten Stamm- und Astbereichen heraus regenerieren. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Blätter, Früchte und Stockaustrieb am Boden beim Erdbeerbaum (Arbutus). Zoom

Der Erdbeerbaum (Arbutus) mit seinen charakteristischen, wohlschmeckenden Früchten ist in der Lage, nach einem Brand unterirdisch auszutreiben und sogenannte Stockausschläge zu entwickeln. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Blätter, Blüten und Kapseln von Eukalyptus. Zoom

Verschiedene Eukalyptus-Arten, hier Eucalyptus petiolaris (links und Mitte) und Eucalyptus preissiana (rechts), besitzen sogenannte Lignotuber, die am oder unterhalb des Bodens liegen. Diese beinhalten Nährstoffe und ruhende Knospen, aus denen die Pflanzen nach einem Brand wieder austreiben können. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Zwei verschiedene Grasbäume (Xanthorrhoea) im Kuppelbau des Botanischen Gartens. Zoom

Zwei junge Grasbäume (Xanthorrhoea macronema, links) und ein ausgewachsener Grasbaum (Xanthorrhoea preissii). Diese Pflanzen schützen sich durch eine ausladende „Strohtunika“, einen Mantel aus abgestorbenen Blättern, vor einem Feuer. Beim Baum rechts wurde diese gekappt. (Fotos: HHU / Sabine Etges)

Blick ins Blätterdach und einzelner Ast des herbstlich gefärbten Kuchenbaums (Cercidiphyllum japonicum). Zoom

Es duftet in der Asienabteilung, doch woher kommen die weihnachtlichen Gerüche? Vom Kuchenbaum (Cercidiphyllum japonicum), genauer: von seinen Blättern. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Früchte und Blätter der Mispel in herbstlicher Färbung Zoom

Herbst ist auch die Zeit der reifen Früchte. Ein inzwischen seltener Anblick: eine Mispel (Mespilus germanica). (Foto: HHU / Arne Claussen)

Verschiedene Ansichten der Ussuri-Scheinrebe mit auffällig blauen bis violetten Beeren. Zoom

Nicht essbar, aber dafür von besonderer Farbe sind die blauen bis violetten Beeren der Ussuri-Scheinrebe (Ampelopsis brevipedunculata). (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Rankende Waldrebe (Clematis vitalba) an einer Mauer vor blauem Himmel. Zoom

Auch wenn sie keine ihrer Blütenblätter mehr zeigt, so fällt die Waldrebe (Clematis vitalba), die über die Mauer des Apothekergartens rankt, durch ihre filigrane Struktur auf. (Foto: HHU / Arne Claussen)

Stängel und Fruchtstände des Garten-Fuchsschwanzes (Amaranthus caudatus). Zoom

Besonders leuchtende Farben zeigt der Garten-Fuchsschwanz (Amaranthus caudatus). Die an Hirse erinnernden Körner der aus Südamerika stammenden Pflanze sind gute Eiweißlieferanten. (Fotos: HHU / Arne Claussen)

Blüten von vier unterschiedlichen Dahlien Zoom

Dahlien nehmen sehr unterschiedliche Formen an. Während die Wildform (Dahlia pinnata) links neben den äußeren Schaublüten innere, befruchtungsfähige Röhrenblüten besitzen, sind bei den drei Formen rechts auch die inneren Blüten zu rein dekorativen Schaublüten umgewandelt. (Fotos: HHU / Arne Claussen)