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Baumfossilien
Seltene Riesen auf dem Campus

Weitgehend unbemerkt wachsen sie seit 1975 zwischen der Bibliothek und dem Gebäude 25.02: Baumfossilien, die im Tertiär – also nach dem Aussterben der Dinosaurier vor 65 Millionen Jahren – die Landschaft der nördlichen Erdkugel bestimmt haben. Einst gepflanzt auf Initiative des Geologen Prof. Dr. Wolfgang Schirmer, der damals die Geologie im Institut für Geographie leitete, sind sie nun zu stattlicher Größe herangewachsen. Der Botaniker Prof. Dr. Klaus Kowallik, der an der HHU forschte und lehrte, stellt die vier Baumriesen vor. Zeugen vergangener Vegetations- und Klimaperioden.

Blick auf de Baumriesen am Campus Zoom

Grüne Giganten: Im Herzen des Campus wachsen insgesamt vier Baumfossilien. Sie gehören zur Nadelholzfamilie Cupressaceae und beeindrucken nicht nur durch ihre Größe.

Bergmammutbaum (Sequoiadendron giganteum) 
Im Vorbeigehen fällt der dicht verzweigte pyramidenartige Baum nahe der Universitäts- und Landesbibliothek besonders auf. Er war früher weit über die Nordhalbkugel verbreitet. Heute lebt er nur mehr als Relikt in den Hochlagen der Sierra Nevada Kaliforniens. Für Botanikfachleute ist dies ein lebendes Fossil, das sich seit etwa 40 Millionen Jahren nahezu unverändert erhalten hat, während die meisten heutigen Arten erst in späteren Jahrmillionen entstanden oder zahlreiche damalige Arten längst ausgestorben sind. Der Allgemeinheit ist er als Berg- oder Riesenmammutbaum bekannt, wissenschaftlich heißt er Sequoiadendron giganteum. Wahrlich gigantisch sind seine Ausmaße in Kalifornien, wo einige Exemplare – seit 1845 dem Kahlschlag der Holzindustrie entgangen – Höhen von mehr als 80 Metern und Stammumfänge von mehr als 30 Metern bei einem Durchmesser von mehr als acht Metern erreichen. Darunter findet sich der mächtigste Baum der Erde, der General Sherman Tree, mit einem geschätzten Alter von mehr als 2.500 Jahren. Benannt nach dem umstrittenen, letztlich aber siegreichen Nordstaaten-General der amerikanischen Sezessionskriege.

Küstenmammutbaum (Sequoia sempervirens)
Auch das zweite lebende Fossil mit dem wissenschaftlichen Namen Sequoia sempervirens und dem Umgangsnamen Küstenmammutbaum, das sich an das Gebäude 25.02 anschmiegt und dieses um etliche Meter überragt, ereilte ein ähnliches Schicksal: Wie der Riesenmammutbaum hat er sein einziges Reliktvorkommen im Westen der USA. Dort ist er nahe der Pazifikküste noch an wenigen unzugänglichen und nebelfeuchten Schluchten gleichfalls dem Raubbau entkommen. Mit 115 Metern Gesamthöhe ist ein Exemplar der höchste Baum der Welt. So erhielt dieser Baum seinen umgänglichen Namen Hyperion nach einem Titanen der griechischen Mythologie. Sein Stammdurchmesser kann zwar nicht mit dem des General Sherman Tree mithalten, ist aber mit annähernd fünf Metern dennoch beeindruckend.

Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides)
Das dritte lebende Fossil steht unmittelbar neben dem Küstenmammutbaum am Gebäude 25.02. Dieser Baum war bis 1941 nur in fossilen Abdrücken von Zweigen, Nadeln und seinen Zapfen der Wissenschaft bekannt – bis er an einem wenig zugänglichen Standort Zentralchinas in einem Wald entdeckt wurde. Mehrere Jahre war sich die Wissenschaft uneinig über die verwandtschaftlichen Beziehungen zu anderen Gattungen der zapfenbildenden Nadelhölzer. Erst zwei amerikanische Botaniker bewiesen nach dem 2. Weltkrieg, dass es sich bei dem Fund um das lebende Relikt eines längst als ausgestorben geltenden Urweltbaumes mit dem Namen Metasequoia glyptostroboides handelt. So ist es nicht verwunderlich, wenn dieser Baum, der inzwischen weltweit aus Nachzuchten einiger weniger Exemplare anzutreffen ist, als Urweltmammutbaum bezeichnet wird.

Sumpfzypresse (Taxodium distichum)
Zum Verwechseln ähnlich erscheint der vierte Urweltriese, der mit fünf stattlichen Exemplaren dicht daneben steht: Die Sumpfzypresse wächst an feucht-morastigen Standorten Floridas, in Südtexas und der Mississippi-Niederung. Auch dieser Baum ist fossil aus Braunkohleablagerungen des mittleren und jüngeren Tertiär bekannt. Als versteinerte Relikte sind Sumpfzypressen im Petrified National Park Arizonas Zeugen aus der oberen Trias vor 225 Millionen Jahren. Aufgrund seiner exotischen Erscheinung war Taxodium distichum begehrtes Objekt in englisch geprägten Gartenanlagen seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. So fehlt dieser Baum mit seinen charakteristischen Atemwurzeln in keinem Landschaftspark mit altem Baumbestand. Ganz anders als die immergrünen Mammutbäume Kaliforniens, jedoch ebenso wie der Urweltmammutbaum, wirft die Sumpfzypresse im Herbst ihre Kurztriebe samt Nadeln ab. Ähnlich unserer Lärche, die sich allerdings nur ihrer Nadeln entledigt. Trotz ihrer Vorliebe für feuchte Biotope sind Sumpfzypressen nicht anspruchsvoll, denn sie gedeihen auch auf dem eher trockenen Grund neben der Bibliothek.

Dieser Beitrag ist im Magazin der HHU erschienen.

Autor/in: Prof. em. Dr. Klaus Kowallik
Kategorie/n: Schlagzeilen, INTRANET News
Berg- oder Riesenmammutbaum Zoom

Bergmammutbaum (Sequoiadendron giganteum)

Detail Berg- oder Riesenmammutbaum Zoom

Detail des Bergmammutbaums (Sequoiadendron giganteum)

Detail Küstenmammutbaum Zoom

Detail des Küstenmammutbaums (Sequoia sempervirens)

Detail Küstenmammutbaum Zoom

Detail des Küstenmammutbaums (Sequoia sempervirens)

Urweltmammutbaum Zoom

Urweltmammutbaum (Metasequoia glyptostroboides)

Sumpfzypresse Zoom

Sumpfzypresse (Taxodium distichum)

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