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Sommerkolloquium »Chancen nutzen« im Haus der Universität

26.06.2018

 
Interdisziplinärer Austausch von StipendiatInnen und FörderInnen im Haus der Universität
(Text: Margit Giebels, Sonja Weber; Fotos: Jochen Müller)


Am Dienstag, den 26. Juni 2018, trafen sich StifterInnen für Nachwuchsförderung mit den geförderten StipendiatInnen zu einem Kolloquium im Haus der Universität. Die eingeladenen StifterInnen setzen sich im Rahmen des „Chancen nutzen“ – Stipendienprogramms der Heinrich-Heine-Universität für die Förderung von Studierenden mit herausragenden Leistungen ein.
Professor Dr. Hannelore Riesner, Botschafterin für Stipendien der HHU und Vorsitzende des Beirates für Universitätsförderung, begrüßte die anwesenden StifterInnen, sowie mehr als  50 StipendiatInnen  und führte durch den Nachmittag. Nach einer interessanten Vorstellungsrunde aller TeilnehmerInnen regten vier Kurzvorträge von StipendiatInnen zu Themen aus ihrem Studienalltag zu lebhaften Diskussionen an.

So informierte zu Beginn Christian Wulkesch mit seinem Vortragsthema „Faszination Chemie“. Er zeigte wie Chemie im Grunde funktioniert und wie sie unseren Alltag bestimmt. Beispiele aus seiner Bachelorarbeit legten dar, was ihn an dieser Wissenschaft reizt.
Interessant ist, dass erste herbeigeführte chemische Prozesse durch Menschen 2400 v. Chr. die Gärung zur Herstellung von Alkohol hervorbrachten. Im Mittelalter hatte dann die Alchemie eine sehr große Bedeutung. Die spätere Entwicklung der ersten definierten Verbindungen für Schießpulver (Bestandteil: KNO3) hatte eine enorme Auswirkung.
Die Chemie bietet ein grundlegendes Verständnis der Vielfalt an Prozessen der Erde und deren Lebewesen. Das Grundprinzip scheint einfach: Atome bilden Bindungen untereinander aus. Komplexere Strukturen entstehen und schon kleine strukturelle Unterschiede bewirken große Änderungen der Eigenschaften. Interessante technische Analysemethoden geben Auskunft über Strukturen und Eigenschaften wie Gerüche, Farben, Leitfähigkeit, Kristallformen. Ein Problem: Moleküle sind meist auch mit Mikroskopen nicht  sichtbar, so dass komplexe Analysemethoden notwendig sind. Bei seiner Bachelorarbeit hat Herr Wulkesch nach drei Monaten Arbeit erstmals das erwünschte Produkt erhalten: ein Vorläufer für leitfähiges Polymer! Was ihn an dieser Wissenschaft reizt ist diese Arbeit mit Experimenten, die eigene Annahmen und Vorstellungen bewahrheiten.
Populäre Fragen der Chemie sind heute: Wie funktioniert der eigene Körper? Woraus bestehen Lebensmittel? Wieso wirken Wirkstoffe und Medikamente? Die Chemieindustrie ist inzwischen einer der stärksten Wirtschaftszweige der Welt und generierte 2016 fast 3.500 Milliarden € Umsatz weltweit, in Deutschland 190 Milliarden mit 450.000 Beschäftigten (2017).

Es folgte Leon Marten Grühn, der über das Vortragsthema „Ein Blick zur Seite – Über die Bedeutung interdisziplinärer Kompetenzen“ referierte.
Zunächst stellte er die Bedeutung und Formen interdisziplinärer Herangehensweisen dar und bot einige aktuelle Anwendungsbeispiele. Sein Blick zurück richtete sich auf das Schaffen von Universalgelehrten und deren Integration verschiedener Fachrichtungen seit dem Jahr 384 vor Christus. Stationen dieses Zeitstrahls zur Geschichte der Wissenschaften waren unter anderem interdisziplinär arbeitende Wissenschaftler wie Aristoteles, Da Vinci, Newton oder Gottfried Wilhelm Leibniz. In wichtigen Perioden war Interdisziplinarität (nicht zu verwechseln mit Multidisziplinarität) prägend für die Wissenschaft, so zum Beispiel in der Renaissance.
Auch heute stellt sich die Frage, welcher Weg effektiver ist: Spezialisierung oder Omnikompetenz? Für Letztere sehen wir wirkungsvolle Anwendungsbeispiele bei der Kombination Röntgenfacharzt & Physiker oder bei dem Studienfach Medizinische Physik an der HHU. Herr Grühn bot im Laufe seiner Präsentation eine allgemeine und zugleich auch subjektive Auslegung der aktuellen Bedeutung von inter-/multidisziplinären Kompetenzen. Sie führte zu einem einem regen Austausch an Meinungen und Erfahrungen.

Romina Barbera hielt im Anschluss einen Vortrag mit dem Thema
 „Apokalypse: Unausweichlich oder Fiktion? Ein Denkanstoß zu Ecocriticism und Speculative Fiction“.
In Reflektion ihrer sehr persönlichen Studiensituation bot Frau Barbera einen Einblick in Chancen und Möglichkeiten von Konflikten und deren möglichen Lösungsperspektiven.
Laut Berechnungen der Forschungsorganisation „Global Footprint Network“, bräuchte die derzeitige Weltbevölkerung unseren Planeten, die Erde, dreimal so groß. Die globale Erdüberlastung wird schon im August erwartet. Dies zieht drastische Folgen wie das Artensterben, die Erderwärmung und das Verseuchen der Weltmeere mit sich. Durch diesen tatsächlichen oder angenommenen Verlust von Arten, Ökosystemen oder Landschaften wurde Eco-Grief ins Leben gerufen. Unter Apokalypse versteht die Bevölkerung  im christlich geprägten Westen, die feste Überzeugung, dass die Welt an einem von Gott vorherbestimmten Tag enden wird.  Ecocriticism leistet hingegen einen aktiven Beitrag zu heutigen sozialen Herausforderungen wie Klimawandel und anderen Umweltkrisen. Unter Speculative Fiction versteht man technische Möglichkeiten, die in naher Zukunft vorstellbar wären. Oder sind dies doch nur Szenarien, die wir so mit aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr erleben werden?

Cornelia Friedrich referierte zu guter Letzt zum Thema „Abermals Geisteswissenschaften studieren – ein Prozess der Bereicherung, Qualifikation und Reife?“
Sie berichtete über ihren bisherigen Ausbildungsweg als positive „Odyssee“ – eine lange abenteuerliche Reise. Dem Freiwilligen Sozialen Jahr im kulturellen Bereich folgte ihr Erststudium der Kunstgeschichte und Soziologie, während dessen sie das Latinum und Graecum absolvierte. Ihrem bestandenen Bachelorabschluss folgte ein Praktikum der völlig anderen Art: die  Reitschule für barocke Reitweise war der extreme Kontrast zu Architekturbeschreibungen, Kunstrezeption und Grammatik. Begeistert von ihren Spracherfahrungen im Erststudium entschied sie sich für ein Zweitstudium der Fächer Latein und Germanistik - zunächst in Wuppertal, nun an der HHU Düsseldorf. Für sie bedeute studieren ein großer, persönlicher Gewinn. Interesse und Leidenschaft gehen dabei einher mit der individuellen Wertsteigerung für den Arbeitsmarkt. Dieser Prozess der Reife beinhaltet jedoch auch den Faktor Zeit. Das ist der kritische Aspekt dieses Weges: den (selbstgemachten) Zweifeln bezüglich optimiertem Lebenslauf, Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt, geisteswissenschaftlicher Breitenqualifikation im Kontext von beschleunigten Entwicklungen in Arbeitswelt und Gesellschaft Stand halten zu müssen. Wünschenswert sei es, innerhalb der Normen der Gesellschaft auch subjektive Strategien der Odysee sinnvoll einzubauen, Ideen zu Veränderungen in dieser Hinsicht aufzugreifen. Sie zitierte ihren Kommilitonen, der sagte, „das Leben ist nicht die Generalprobe, sondern die Aufführung“.

Abschließend wurde bei einem kleinen Imbiss rege über die Vorträge und Erfahrungen diskutiert.

 

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