In ihrem neuesten Forschungsartikel um den Erstautor Markley Silva Oliveira Junior, einen begabten Doktoranden aus Brasilien in der Düsseldorfer Arbeitsgruppe, überraschte die Beobachtung im Mausmodell, dass der Regenerationseffekt durch Medryson über einen völlig unerwarteten Zelltyp vermittelt wird – die Astrozyten.
In ihrer Studie konnten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erstmals zeigen, dass Astrozyten in Situationen, in denen Myelinstrukturen beschädigt sind, spezifisch reagieren und in vielen verschiedenen Subtypen auftreten. Einige dieser Phänotypen versuchen, lokale Gewebereparaturaktivitäten zu unterstützen, andere sind eher auf eine stärkere Gewebezerstörung ausgerichtet und tragen sogar zusätzlich zur Läsionsbildung bei. Es wurde ein hochkomplexes und dynamisches Verhalten beobachtet, das jedoch durch das Medryson-Medikament in Richtung schützende und regenerative Zellen und zur „Zähmung“ neurotoxischer Astrozytenpopulationen gelenkt werden kann. Diese Ergebnisse sind unerwartet und neu auf dem Gebiet der Neuroregeneration bei MS und wurden aktuell in Lancet EBioMedicine veröffentlicht.
Küry und Team untersuchen seit vielen Jahren regenerative Prozesse mit dem Ziel, neue Aspekte, Zellreaktionen und pharmakologische Substanze zur Verbesserung der Regenerationseffizienz zu identifizieren.
Originalpublikation:
Silva Oliveira-Junior, M., Schira-Heinen, J., Reiche, L., Han, S., de Amorim, V.C.M., Lewen, I., Gruchot, J., Göttle, P., Akkermann, R., Azim, K., and Küry, P. (2022) Myelin repair is fostered by the corticosteroid medrysone specifically acting on astroglial subpopulations. EBioMedicine 83:104204. doi: 10.1016/j.ebiom.2022.104204. (Online ahead of print).