Transparenz
Historische Einordnung der Ehrenpromotionen
In den ersten Jahrzehnten der Nachkriegszeit war eine nationalsozialistische Vergangenheit vielerorts kein Ausschlusskriterium für eine Ehrendoktorwürde an einer deutschen Universität. Dieses Verständnis hat sich deutlich gewandelt. Hinzu kommen immer mehr Informationen über entsprechende Verstrickungen von geehrten Persönlichkeiten, die die damaligen Entscheidungen über die Ehrungen in einem andere Licht erscheinen lassen.
Transparenter Umgang mit historischen Entscheidungen
Es stellt sich die Frage, wie eine Institution mit solchen Fällen umgeht. Eine Rücknahme der Ehrendoktorwürde ist nach überwiegender juristischer Ansicht nach dem Tod der Geehrten nicht möglich, denn die Verleihung der Ehrendoktorwürde ist ein höchstpersönlicher Verwaltungsakt: Die gewährten Rechte sind unmittelbar an die Person gebunden, nicht übertragbar und nicht vererblich. Folglich erlischt die Ehrendoktorwürde mit dem Tod der betreffenden Person und kann dann nicht mehr entzogen werden. Eine simple Löschung würde jedoch einer intransparenten Bereinigung der eigenen Geschichte gleichkommen. In Betracht kommt jedoch eine – moralische – Distanzierung von der damaligen Entscheidung.
Obwohl die Universität Düsseldorf erst 20 Jahre nach Kriegsende gegründet wurde, kann nicht ausgeschlossen werden, dass sich in den Reihen der Ehrenpromovierten auch Personen befinden, die zu Zeiten des „dritten Reichs“ im Sinne des Nationalsozialismus gehandelt oder gesprochen haben. Keine der von den HHU-Fakultäten geehrten Personen wurde, soweit feststellbar, nach dem Krieg als Kriegsverbrecher verurteilt.
Das Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Medizinischen Fakultät der HHU unter der Leitung von Prof. Dr. Heiner Fangerau wurde daher beauftragt, die Lebensläufe der vor 1928 geborenen Ehrenpromovierten zu untersuchen. Das (vorläufige) Ergebnis dieser Nachforschungen wird auf den folgenden Seiten dargestellt. Projektziel sind biographische Skizzen der geehrten Personen unter Berücksichtigung einer möglichen nationalsozialistischen Vergangenheit.
Der Fall Udo Klausa
In der Gesamtliste aller Ehrenpromovenden der Universität Düsseldorf und ihrer Rechtsvorgängerin – der Medizinischen Akademie Düsseldorf – befinden sich dem entsprechend auch solche, denen die Fakultäten der HHU nach heutigen Erkenntnissen und Wertmaßstäben die Ehrendoktorwürde nicht verleihen würde. Deutlich wird dies im Fall Udo Klausa (1910 – 1998), dessen Leben und Wirken wissenschaftlich umfassend aufgearbeitet werden konnte und dem, allerdings erst nach seinem Tod, Verstrickungen mit den Verbrechen der Nationalsozialisten zweifelsfrei nachgewiesen wurden. Aus diesen Gründen hat sich die Medizinische Fakultät der HHU am 31.01.2019 ausdrücklich von der durch die Medizinische Akademie Düsseldorf, einer Vorgängerinstitution der HHU, an Udo Klausa verliehenen Ehrendoktorwürde distanziert.
Kritischer Umgang mit der eigenen Geschichte
Die HHU wendet sich nachdrücklich gegen antidemokratische, totalitäre, rassistische und andere die Menschenrechte oder Menschenwürde verachtende Handlungen und Taten. Sie tritt dabei auch für einen kritischen und selbstreflexiven Umgang mit ihrer eigenen Geschichte ein. Aus diesen Gründen wurde entschieden, die Ergebnisse einer ersten Recherche zu den durch die Medizinische Akademie und später durch die Universität Düsseldorf an vor 1928 geborene Personen vergebene Ehrenpromotionen zu veröffentlichen, ohne dabei eine Abstufung von möglichen Belastungsgraden vorzunehmen.
Eine finale Aufarbeitung, die im Sinne Adornos gegen das Vergessen arbeitet, kann es nie geben. Daher kann auch der vorliegende Bericht stets nur als „vorläufig“ klassifiziert werden; eine „abschließende“ Untersuchung kann angesichts der Dimension des nationalsozialistischen Unrechts nicht erstellt werden.
Die Leserinnen und Leser dieser Seiten sind eingeladen, sich zu beteiligen, sollten sie weitere belegbare Kenntnisse zu denjenigen Ehrendoktoren dieser Institution, die während der nationalsozialistischen Diktatur gewirkt haben, ergänzen können: Wir sind dankbar über Ihre E-Mail an .