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Corona im Fokus Detailansicht

Corona im Fokus: HHU-Expertise zur Pandemie
Hinweise auf erhöhtes Risiko für Krankenhausaufenthalte wegen COVID-19 bei arbeitslosen Menschen

Eine gemeinsame Analyse der AOK Rheinland/Hamburg und des Instituts für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Düsseldorf zeigt, dass auch in Deutschland sozio-ökonomische Unterschiede hinsichtlich der Häufigkeit von schwereren Verläufen einer Corona-Infektion bestehen könnten.

Studien aus den USA und Großbritannien berichten, dass ärmere Menschen häufiger von schweren Verläufen einer Corona-Infektion betroffen sind, als Menschen mit höheren Einkommen. Ob dies auch in Deutschland so ist, war bislang unbekannt. Eine gemeinsame Analyse der AOK Rheinland/Hamburg und des Instituts für Medizinische Soziologie des Universitätsklinikums Düsseldorf zeigt nun, dass auch in Deutschland sozio-ökonomische Unterschiede bestehen könnten. Dafür wurde anhand von Daten von mehr als 1,3 Millionen Versicherten betrachtet, ob Menschen in Arbeitslosigkeit (ALG I und ALG II) oder Sozialhilfe häufiger aufgrund einer COVID-19 Erkrankung in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, als erwerbstätige Versicherte. Soziale Unterschiede sind für andere Erkrankungen in Deutschland vielfach beschrieben. 

„Dass Armut und Gesundheit zusammenhängen, wissen wir seit langem. Wenn nun insbesondere Langzeitarbeitslose ein höheres Risiko haben, mit COVID-19 im Krankenhaus behandelt zu werden, könnte es daher daran liegen, dass sie oft gesundheitlich vorbelastet sind“, so Prof. Nico Dragano vom Universitätsklinikum Düsseldorf. Die genauen Ursachen müssen aber in weitergehenden Analysen geklärt werden.

Für den Untersuchungszeitraum 1. Januar bis 4. Juni 2020 wurden insbesondere Langzeitarbeitslosen häufiger im Krankenhaus behandelt, so die Ergebnisse der Analyse. Bezieher*innen von Arbeitslosengeld II hatten ein um 84 Prozent erhöhtes Risiko für einen COVID-19-bedingten Krankenhausaufenthalt. Arbeitslosengeld I Empfänger*innen hatten noch ein um 17,5 Prozent erhöhtes Risiko. Diese Ergebnisse gelten unabhängig vom Alter und Geschlecht der Versicherten.

Die gemeinsame Untersuchung soll der Auftakt für weiterführende Forschung zur sozialen Dimension der COVID-19 Pandemie sein. Sollten sich die Ergebnisse bestätigen, wäre dies ein weiterer Beleg für ausgeprägte sozialen Unterschiede bei Erkrankungen in Deutschland. Sie äußern sich beispielsweise in einer verkürzten Lebenserwartung von Menschen mit geringen Einkommen. Die Analysen werden in Kürze als Pre-Print veröffentlicht und parallel bei einer internationalen Fachzeitschrift mit peer-review Verfahren zur Prüfung eingereicht.

Was das Ergebnis für die Gesundheitspolitik bedeuten könnte, sollte aber frühzeitig diskutiert werden. „Soziale Ungleichheit beeinflusst die Gesundheitschancen beträchtlich. Das spiegelt sich auch in der COVID-Pandemie wider. Die Gesundheit sollte aber nicht vom sozialen Status abhängen“, so Günter Wältermann, Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.

Pre-Print-Veröffentlichung

Kontakt Wissenschaft :
Universitätsklinikum Düsseldorf, Prof. Dr. Nico Dragano, Institut für Medizinische Soziologie, dragano@med.uni-duesseldorf.de

Kontakt AOK:
AOK Rheinland/Hamburg: Christoph J. Rupprecht, christoph.rupprecht@rh.aok.de

Die weltweite Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 wirft zahlreiche Fragen nicht nur zu den gesundheitlichen, sondern auch zu wirtschaftlichen, rechtlichen und sozialen Folgen auf. Die Wissenschaft liefert hier entscheidende Fakten und Antworten. Viele Forscherinnen und Forscher der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) aus unterschiedlichen Disziplinen sind durch ihre Arbeit aktuell gefragte Gesprächspartner der Medien oder auch direkt in das Pandemie-Krisenmanagement eingebunden. Die HHU möchte ihre wissenschaftliche Expertise in die öffentliche Diskussion einbringen, um so zur Einordnung und Bewältigung der Corona-Krise beizutragen.

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Kategorie/n: Titelmeldung2, Forschung News, Corona-Expertisen
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