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107 Promotionen in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät
Promotionsfeier: Fakultät zeichnet beste Dissertationen des akademischen Jahres 2022/23 aus

An der Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) promovierten seit der letzten Promotionsfeier im Juli 2023 47 Doktorandinnen und 60 Doktoranden aus sieben Fächern. Viele von ihnen erhielten am 2. Februar im Rahmen einer festlichen Veranstaltung ihre Promotionsurkunden. Ebenfalls geehrt wurden die Bioinformatikerin Dr. Jana Ebler und der Chemiker Dr. Lukas Biesen, die Preise für die besten Dissertationen 2023 erhielten.

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Dr. Jana Ebler (2. v. l.) und Dr. Lukas Biesen (4. v.l.) werden für die besten Dissertationen in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät 2023 ausgezeichnet. Es gratulieren (v. l.): Prof. Dr. Tobias Marschall, Doktorvater von Dr. Ebler, Eduard H. Dörrenberg, Präsident der Gesellschaft von Freunden und Förderern der HHU; Dekan Prof. Dr. Martin Heil, Prof. Dr. Thomas J. J. Müller, Doktorvater von Dr. Biesen.

Prof. Dr. Martin Heil, Dekan der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät: „Die Naturwissenschaften sind heutzutage besonders gefordert, den Dialog mit den Menschen zu suchen. Verschwörungsmythen und Wissenschaftsfeindlichkeit bedrohen die rationale Suche nach Erkenntnissen, die letztlich die entscheidenden Impulse für die Lösung drängender Zukunftsprobleme geben werden.“

An die frisch Promovierten gewandt ergänzt er: „Genau dieser Dialog ist auch Ihre Aufgabe und Herausforderung. Sie müssen erklären, was Sie tun, wie und warum Sie es tun, um damit ein breites Verständnis für die Naturwissenschaften zu schaffen. Es geht darum zu vermitteln, dass die Wissenschaft – im Gegensatz zu Esoterik und Verschwörungsmythen – keine einfachen Lösungen anbietet; und auch, dass Irrtümer zum Erkenntnisprozess gehören. Wirkliche Antworten auf die Fragen unserer Zeit entstehen nur in einem vielschichtigen Prozess und werden auch in aller Regel komplex ausfallen.“

Der Hochenergiephysiker Prof. Dr. Herbert Dreiner vom Physikalischen Institut der Universität Bonn hielt die Festrede zum Thema „Teilchenphysik einmal anschaulich…". Er ging dabei auf Fragen ein, wie klein denn ein Atom ist oder ob man Photonen hören kann. Beim gesprochenen Wort blieb es nicht, Dreiner zeigte auch Experimente. Mit einer Nebelkammer machte er Teilchen aus dem Weltall sichtbar, und er hatte auch zwei kleine Beschleuniger dabei.

Preise für die Beste Dissertation in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät im Jahr 2023

Das Preisgremium befand, dass zwei Doktorarbeiten als beste Dissertationen des Jahres 2023 gelten dürfen. Deshalb wurden die Bioinformatikerin Dr. Jana Ebler und der Chemiker Dr. Lukas Biesen gleichrangig ausgezeichnet. 

Dr. Jana Ebler (geboren 1993 in Oberkirch), die an der Universität des Saarlandes studiert hat, promovierte am Institut für medizinische Biometrie und Bioinformatik der HHU in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Tobias Marschall. Der Titel ihrer Dissertation lautet: „Design and application of methods for genome inference“.

Jana Ebler entwickelte in ihrer Arbeit eine neue Methode zur Auswertung von Genomsequenzierdaten durch neuartige Ansätze der Genominferenz. Heute standardmäßig genutzte Verfahren orientieren sich an einem Referenzgenom und versuchen, neue Sequenzierdaten mit diesem abzugleichen. Dies birgt den Nachteil, dass Bereiche im Genom, die sich stark vom Referenzgenom unterscheiden, nicht zugänglich sind.

Die neue Methode namens „PanGenie“ verwendet statt eines Referenzgenoms ein sogenanntes Pangenom. Dies ist eine Datenstruktur, die im Gegensatz zu einem einzelnen Referenzgenom Informationen von vielen bereits bekannten Genomen enthält. Sie spiegelt somit die genetische Diversität der Menschheit wider. Das neue Verfahren wendete Ebler in zwei großen Konsortien an: im „Human Genome Structural Variation Consortium“ (HGSVC) und im „Human Pangenome Reference Consortium“ (HPRC). In beiden Fällen zeigten die Ergebnisse, dass durch den neuen methodischen Ansatz in großem Umfang bisher nicht zugängliche genetische Varianten analysiert werden können. Die Arbeiten wurden in renommierten Journalen veröffentlicht, zum Beispiel in Nature Genetics, in Nature und in Science.

Prof. Marschall würdigt die Preisträgerin: „In ihrer Dissertation stellt Jana Ebler das derzeitige Paradigma zur Auswertung von Daten der Genomsequenzierung zu Recht in Frage. Sie zeigt in beeindruckender Weise, dass ihr neuartiger Ansatz zur Auswertung großer Genomdatensätze den Weg zu neuen biomedizinischen Erkenntnissen ebnet.“

Dr. Lukas Biesen (geboren 1994 in Duisburg) studierte an der HHU Chemie. Er promovierte anschließend bei Prof. Dr. Thomas J. J. Müller am Lehrstuhl für Organische Chemie mit der Arbeit „Aroyl-S,N-Ketenacetale – eine neue Klasse von Chromophoren mit Emission im Festkörper und im Aggregat“.

In seiner Arbeit hat Dr. Biesen eine neuartige Farbstoffklasse, die Aroyl-S,N-Ketenacetale, als neue, festkörperfluoreszierende Moleküle identifiziert und systematisch untersucht. Bei diesen Farbstoffen kann gezielt ein intensives Leuchten dadurch angeregt werden, dass eine zunächst nichtfluoreszierende Lösung mit einem weiteren Lösungsmittel zusammengebracht wird, in dem der Farbstoff sich nicht löst.

Dr. Biesen konnte die von ihm gefundenen, lichterzeugenden sogenannten AIE-Chromophore (AIE: aggregations-induzierte Emission) in verschiedenen Stoffen verankern und ein entsprechende, modulare Syntheseverfahren für erweiterte Systeme entwickeln. Des Weiteren konnte zum ersten Mal ein Benzyleffekt beobachtet werden. Dies bedeutet, dass durch die Anwesenheit eines über eine CH2-Brücke angeknüpften Benzolrestes gezielt die Ausbildung fluoreszierender Partikel beim Zusammenkommen der Moleküle provoziert werden kann. Die Forschungsergebnisse wurden in aktuell zehn wissenschaftlichen Artikeln in hochrangigen Zeitschriften veröffentlicht.

Prof. Dr. Thomas J. J. Müller weist darauf hin, wie wichtig die Fachwelt die Entdeckung von Dr. Biesen einschätzt: „Die AIE wurde 2020 von der International Union of Pure and Applied Chemistry (IUPAC) als eine der ‚Top Ten Emerging Technologies in Chemistry‘ hervorgehoben. Sie wird, so die IUPAC, wegen ihrer Relevanz in den Material- und Lebenswissenschaften die Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft in den nächsten Jahrzehnten prägen.“

Der Dekan beglückwünscht die Preisträger und dankt dem Förderer: „Die Gesellschaft von Freunden und Förderern der HHU unterstützt seit vielen Jahren die Vergabe des Preises für die Beste Dissertation in der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät. Diese Unterstützung setzt genau an der richtigen Stelle an, beim wissenschaftlichen Nachwuchs: Hier entstehen die Lösungen, die für den Fortschritt der Wissenschaft und damit auch der Gesellschaft entscheidend sind.“

107 Promotionen seit Juli 2023

In den vergangenen sechs Monaten verlieh die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät 47 Nachwuchswissenschaftlerinnen und 60 Nachwuchswissenschaftlern ihren Doktortitel. Die Biologie stellte mit 39 Promotionen das größte Kontingent, gefolgt von der Chemie (35), Physik (13), Pharmazie (9), Informatik (5), Psychologie (4) und der Mathematik (2). Der Kreis der Promovierten ist international, diese stammen, neben Deutschland, aus siebzehn Ländern: Ägypten, Bangladesch, Bosnien und Herzegowina, China, Frankreich, Griechenland, Indien, Iran, Italien, Korea, Niederlande, Serbien, Spanien, Taiwan, Ukraine, Ungarn und dem Vereinigten Königreich.

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Kategorie/n: Chemie Aktuelles, OC Müller, OC Schaper, Schlagzeilen, Pressemeldungen, Math.-Nat.-Fak.-Aktuell, Pharmazie
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Promotionsfeier der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät im Wintersemester 2023/24 am 2. Februar: Ausgezeichnet für die in der Math.-Nat.-Fakultät traditionellen Doktorhüte wurden Dr. Martina Conte, Dr. Philipp Schmeinck und Dr. Daniel Alexander Kuckla.

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